2 | Lesespuren: Leserpsychologie und Textverstehensforschung
Lesespuren zählen seit jeher zu den großen Themen des DLA. Sie finden sich an unterschiedlichen Orten im Archiv: in den Autorenbibliotheken wie derjenigen Siegfried Kracauers, in zahlreichen Korrespondenzen von Autoren und in den Museen, wo man eben nicht nur betrachtet, sondern auch liest. Wir wollen den Lesespuren künftig genauer nachgehen und nutzen dazu u.a. Ansätze der Leserpsychologie und Textverstehensforschung, die wir in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen weiterentwickeln.
Im Rahmen eines vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg geförderten Projekts entwickeln wir eine LeseApp, die einen Kanon literarischer Texte in deutscher Sprache zur Verfügung stellt, und es uns ermöglicht, die Lesedaten zu analysieren. Auf diese Weise können wir u.a. ermitteln, welche Texte besonders intensiv gelesen werden und welche nicht.
Ein anderes Projekt, das seit 2019 vom Auswärtigen Amt gefördert wird, fragt nach den politischen Kontexten der Interpretation von Literatur: Im Rahmen des Tagungs- und Forschungsprojektes ›Literatur im Systemwechsel‹ kooperieren wir mit Germanisten aus dem asiatischen und postsowjetischen Raum und befassen uns mit der Struktur und Wahrnehmung von Literatur in politischen Wandlungsprozessen nach 1945. Gemeinsam wollen wir etwa nach vergessenen Autorinnen wie der aus der Bukowina stammenden Jüdin Klara Blum fahnden, die in Moskau an Brechts Zeitschrift Das Wort mitarbeitete und ihr Leben als Professorin in China beschloss.
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