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Schiller und die Gabe des Griechenlandes : [Vortrag, Rede]
Kittler, Friedrich A.; Bürger, Jan
Marbach a. N. : Dt. Literaturarchiv, 2005 - 1 Tonkassette (DAT, 74 Min.)
- Audiokassette
Kittler, Friedrich A. / A3.6.5 Die Stimme des Autors
"Legt man Bücher wie Friedrich Kittlers Aufschreibesysteme oder Grammophon, Film, Typewriter neben Schillers Schriften, so wird einem schlagartig bewusst, wie grundlegend sich unser Denken seit dem Tod des Marbacher Hausheiligen verändert hat", sagt Jan Bürger in seiner Einführung zu Friedrich Kittlers Vortrag. "Es gibt keinen Fortschritt in Kunst, Wissenschaft und Denken über die Griechen hinaus", sagt Friedrich Kittler zu Beginn seines Vortrags, "was es gibt, ist Rekursion, wie das wir Informatiker nennen." Durch die "Erfindung" des ersten Vokalalphabets habe "das Griechenland" das Modell von Dichtung gestiftet, das nun global wirksam sei, schlicht, weil es seit der griechischen Kultur ein Medium gebe, in dem Gesang aufschreibbar sei. Dies sind die Prämissen, unter denen Kittler einen Vortrag hält, der über Homer auf die deutsche Klassik zielt, dort bei Wieland einsetzt, in Schiller gipfelt und mit Hölderlin ausklingt. Die Frage nach Gewalt und Erotik und deren substanzraubende Metaphorisierung seit der römischen Antike steht dabei im Vordergrund. Hermeneutik ist weder Ziel noch Methode, denn: "Ich finde, es geht um mehr. Wir müssen uns Rechenschaft geben, über das, was heute bleibt, von dem, was gedichtet und geschrieben worden ist." Geblieben ist nach Kittler eine Trennung von Form und Stoff, somit also eine Trennung von Idee und Sinnlichem, die die Götter zu bloßen Allegorien mit lateinischen Namen zurechtstutzte. Fortan musste göttliche Rede übersetzt statt einfach gehört werden. Dagegen kannte die griechische Antike von Homer neben den körperlich anwesenden Göttern auch die körperlich anwesenden Göttinnen und mit ihnen war der Dualismus von Sinn und Sinnlichkeit noch unbrauchbar.
- Vortrag, Rede