Exilbriefe 1933‒1945
Im Editionenportal EdView des Deutschen Literaturarchivs werden ausgewählte Korrespondenzen deutschsprachiger Schriftsteller, die durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Exil gezwungen wurden, publiziert. Genannt seien z. B. der Briefwechsel zwischen Siegfried Kracauer und Ferdinand Bruckner, der Briefwechsel zwischen Bruno Frank und Manfred Georg oder die Briefe von Annette Kolb an Hermann Broch. Die Briefwechsel oder einzelnen Briefe werden sukzessive bearbeitet und in EdView eingestellt.
Im Exil, einer Situation, in der die etablierten sozialen, kulturellen und künstlerischen Netzwerke und Kommunikationsstrukturen von Auflösung bedroht sind, werden Briefe noch einmal in ganz besonderer Weise zu einem zentralen Medium der Information und des Austauschs, zum Mittler eines Transfers zwischen Ländern und Kulturen, zum Mittel der Kontaktaufnahme und des Kontakterhalts. Kurz: mehr denn je und unter existentiellen Vorzeichen erfüllt der Brief im Exil seine per se netzwerkbildenden Funktionen (Kamzelak, Hildenbrandt 2014). Der erzwungene Gang in die Emigration bedeutet nicht nur einen materiellen und kulturellen Verlust, sondern auch den Verlust des vertrauten Umfelds; ehemals wichtige Freund- und Bekanntschaften können nicht mehr direkt gepflegt werden. Zugleich gewinnen personelle Netzwerke an Bedeutung, denn sie sind nach dem Verlust der eigenen Existenz oft das einzige, was die Emigranten ins Exil retten können und erweisen sich angesichts der täglichen Herausforderungen als äußerst wichtig, teilweise sogar überlebenswichtig. In diesem Kontext werden Briefe zu bedeutenden Kontakt- und Austauschmedien, worauf zahlreiche aus dem Exil überlieferte Briefe verweisen (trotz erheblicher, den Zeitumständen geschuldeter Verluste). Das Editionenportal EdView bietet die Möglichkeit, die edierten Dokumente gemeinsam mit all jenen Materialien zu durchsuchen, die zu den ›persönlichen Schriften‹ gezählt werden können – neben Briefen sind dies vornehmlich Tagebücher und Notizen.
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