2 | Lesespuren: Leserpsychologie, Textverstehensforschung und Literaturpolitologie
Lesespuren zählen seit jeher zu den großen Themen des DLA. Sie finden sich an unterschiedlichen Orten im Archiv: in den Autorenbibliotheken, in Korrespondenzen von Autoren und in den Museen, wo man eben nicht nur betrachtet, sondern auch liest. Wir wollen den Lesespuren künftig genauer nachgehen und nutzen dafür Ansätze der Leserpsychologie und Textverstehensforschung, die wir in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen weiterentwickeln.
Im Rahmen eines vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten Projekts haben wir 2021 und 2022 eine LeseApp entwickelt, die – als Begleitung auch zum Gang durch unsere Museen – einen Kanon literarischer Text in deutscher Sprache zur Verfügung stellt, und es uns ermöglicht, die Lesedaten zu analysieren. Gegenwärtig werden die ersten Auswertungen ausgeführt – auf diese Weise können wir u.a. ermitteln, welche Texte besonders intensiv gelesen werden und welche nicht.
Im Frühjahr 2023 werden in diesem Bereich neue Themen eingeführt: Vom 27. bis zum 29. April 2023 hat sich die Tagung ›Mäzenatische Poetik. Textverfahren und Autorschaftsmodelle im Kontext literarischer Förderpraktiken‹ der Werkpolitik von Autor/-innen gewidmet und danach gefragt, wie (mäzenatische) Förderansprüche und der Anspruch autonomieästhetischer Literaturproduktion verhandelt werden. Die Tagung fand in Verbindung mit der Universität Basel, der Universität Innsbruck und der Philipps-Universität Marburg statt und wurde von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.
In diesem Jahr werden wir zwei Themen weiter nachgehen, die in der zweiten Jahreshälfte 2022 mit den Tagungen ›Archivasyl‹ und ›Aktivismus und Wissenschaft: Zur Theorie, Geschichte und Aktualität eine Provokation‹ neue Diskussionsräume zur politischen Relevanz von Literatur eröffneten. Mit diesem Forschungsinteresse wird das DLA in diesem Jahr eine zweite Tagung zum Thema ›Aktivismus‹ veranstalten. In einer Veranstaltungsreihe wollen wir vor dem Hintergrund unterschiedlicher Asyl- und Exilerfahrungen mit Autor/-innen die Herausforderungen diskutieren, vor denen politisch verfolgte Autor/-innen stehen, denen in Deutschland (und anderswo) Asyl gewährt wird.
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