5 | Forschungslinie: Schreibwerkzeuge, Literaturträger und literarische Objekte: Materiale Hermeneutik
Das DLA beherbergt Literatur in ihren unterschiedlichen materiellen Produktions- und Darbietungsformen. Diese lassen sich mit Hilfe der Material Studies als eigenständige (mitunter auratische) Objekte beschreiben und erforschen; der besondere Ansatz des Archivs ist es, sie zugleich mit den Autoren und den literarischen Werken, auf die sie sich beziehen, in Verbindung zu bringen, sodass sich Objekt und Literatur wechselseitig erhellen. In den letzten Jahren hat das DLA forschungsseitig verstärkt Autorenbibliotheken in den Fokus gerückt. Im Rahmen des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel wurde die Bibliothek des Dichters Karl Wolfskehl virtuell rekonstruiert; aktuell widmet sich die Fallstudie ›Transatlantischer Bücherverkehr‹ der Erschließung und Erforschung der Bibliothek Kurt Pinthus. In den Blick kommen dabei auch Fragen nach dem Umgang und Handel mit Büchern als unikalen Objekten. Gemeinsam mit dem Österreichischen Literaturarchiv Wien stellt das DLA im Rahmen des Projekts ›Peter Handke Notizbücher. Digitale Edition‹, gefördert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die Notizbücher Peter Handkes digital zur Verfügung. Die ab März 1976 begonnene tägliche ›Reportage‹ von poetisch relevanten Bewusstseinseindrücken aller Art, auch in Form von Zeichnungen, Einlagen oder Collagen, machen die Notizbücher in ihrer handschriftlichen Materialität zu einzigartigen Dokumenten und unverzichtbaren Quellen für die Handke-Forschung. Um Voraussetzungen für weitere materialbezogene interne und externe Forschungsprojekte zu schaffen, stehen wir im Austausch mit anderen sammelnden Institutionen zu Fragen der Katalogisierung und Digitalisierung großer Bild- und Objektbestände. Geplant sind neue Erschließungsprojekte und virtuelle Forschungsräume zu bestimmten Objektgruppen (z. B. Schreibgeräte, Buchumschlagsentwürfe oder Totenmasken).
Eine Zusammenarbeit mit dem Excellenzcluster ›Understanding Written Artefacts‹ der Universität Hamburg wird seit dem letzten Jahr in unterschiedlichen Konstellationen erprobt.
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