1 | Wie Literatur entsteht: Literatursoziologie
Das DLA beherbergt 47 Verlagsarchivbestände und 23 Zeitschriftenarchive, die darüber Auskunft geben, wie Literatur gemacht wird, welche Akteure jenseits des Autors daran beteiligt sind und welcher Prozesse es zu diesem Zweck bedarf. Literatursoziologische Ansätze, die im französischen Sprachraum durch das Werk von Pierre Bourdieu und im amerikanischen Sprachraum durch eine aktive Kultursoziologie einige Prominenz genießen, hierzulande aber nur wenig entwickelt sind, helfen weiter, um das Entstehen von Literatur aus Verlags- und Zeitschriftenarchiven zu beschreiben.
Die Workshopreihe ›Globale Literaturgeschichte‹, die schon seit 2021 den Blick auf das Geschäft des Verlages richtet und fragt, wie z.B. die Beziehungen der Verlage im Buchhandel, Entscheidungen über Lizenzierung und Lizenzpolitik, Controlling und ähnliche Prozesse uns etwas über die Entwicklung globaler Literaturgeschichte(n) erzählen können, wird in diesem Jahr weitergeführt. Der vierte Workshop ›Lizenzieren und Verwerten. Verlagsarchive und die Rechtsregime der Literatur‹, in Verbindung mit der Heinrich Heine Universität Düsseldorf, widmet sich bisher kaum erschlossenen Quellen für die rechtliche Regulierung moderner Literatur.
Auch die Ausstellung ›Will’s Book - 400 Jahre Shakespeare’s First Folio‹, die im Herbst 2021 in Kooperation mit Shakespeare’s Globe, London, eröffnet und mit der international besetzten Tagung ›Shakespeare’s First Folio. An International Legacy‹ (in Kooperation mit der Eberhard Karls Universität Tübingen) begleitet wurde, wird bis zum 9. Februar 2023 zu sehen sein. Die Ausstellung feiert die Ankündigung 1622 im Katalog der Frankfurter Buchmesse der ersten gedruckten Ausgabe von Shakespeares gesammelten Theaterstücken und fragt nach ihrer Wirkung im deutschsprachigen Raum.
Darüber hinaus unternehmen wir gemeinsam mit dem interdisziplinären Netzwerk #breiterkanon in Verbindung mit der Universität Frankfurt einen explorativen Workshop über Kanonbildung und die Rolle des Archivs, v.a. aber nicht ausschließlich, für die Repräsentation von Autorinnen seit dem 18. Jahrhundert (›Archiv und Kanon‹, 10.–12. Mai 2023).
Im Jahr 2023 soll ein neuer Schwerpunkt in dieser Forschungslinie entwickelt werden, der sich dem Theater widmet. Das DLA beherbergt die Verlagsarchive von mehreren Theaterverlage, die eine unschätzbare, aber noch relativ unerschlossene Quelle für die Geschichte des Theaters im deutschsprachigen Raum im 20. Jahrhundert darstellen. Das DLA steht in Planungsgesprächen für zukünftige Forschungs- und Erschließungsprojekte mit Partnern im universitären und kulturellen Bereich. Ein sondierender Workshop ausgehend von den Beständen des DLA wird für die zweite Jahreshälfte geplant.
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