1 | Wie Literatur entsteht: Literatursoziologie
Das DLA beherbergt 47 Verlagsarchivbestände und 23 Zeitschriftenarchive, die darüber Auskunft geben, wie Literatur gemacht wird, welche Akteure jenseits des Autors daran beteiligt sind und welcher Prozesse es zu diesem Zweck bedarf. Literatursoziologische Ansätze, die im französischen Sprachraum durch das Werk von Pierre Bourdieu und im amerikanischen Sprachraum durch eine aktive Kultursoziologie einige Prominenz genießen, hierzulande aber nur wenig entwickelt sind, helfen weiter, um das Entstehen von Literatur aus Verlags- und Zeitschriftenarchiven zu beschreiben.
Im Anschluss an das vom Auswärtigen Amt geförderte Projekt ›Global agierende Verlage‹ (2019-21) widmen wir uns diesem Komplex im Jahr 2022 in Form einer Workshopreihe zum Thema ›Globale Literaturgeschichte‹, die den Blick nun auf das Geschäft des Verlegens richtet und danach fragt, inwieweit z.B. die Beziehungen der Verlage im Buchhandel, Entscheidungen über Lizenzierung und Lizenzpolitik, Controlling und ähnliche Prozesse uns etwas über die Entwicklung globaler Literaturgeschichte(n) erzählen können. Der erste Workshop mit Partnern aus dem In- und Ausland konnte im Herbst 2021 stattfinden, der nächste, mit dem Schwerpunkt ›Transatlantische Literatur- und Verlagsgeschichte‹, ist für das Frühjahr 2022 geplant.
Im Oktober feiern wir gemeinsam mit dem Shakespeare’s Globe Theatre die vor 400 Jahren erschienene erste Gesamtausgabe des Dichters im Folio-Buchformat. Die international besetzte Tagung ›Shakespeares First Folio‹ fragt nach der Rezeption von Shakespeare und des elisabethanischen Theaters auf dem europäischen Kontinent seit dem 16. Jahrhundert, ergänzt wird sie mit einer Ausstellung und einem öffentlichen Veranstaltungsprogramm.
Darüber hinaus findet gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und dem Arbeitskreis Kulturwissenschaftliche Zeitschriftenforschung eine Tagung über die Politik und die Arbeitsprozesse von Zeitschriftenredaktionen statt (›Wandlungszonen: Zeitschriften und Öffentlichkeit 1945 bis 1969‹, 31. März bis 1. April 2022). Nach einer erfolgreichen online-Tagung gemeinsam mit der Schwedischen Akademie sowie der Universität Bielefeld und der Linköping Universität über ›Literature in the Nobel Era: Comparative, Theoretical, and Archival Approaches to the Nobel Prize in Literature‹ (25. bis 28. August 2021) wird im Sommer 2022 eine Folgetagung mit dem Titel ›Literature in the Nobel Era: Regimes of Value‹ stattfinden (24. bis 26. August 2022). Sie wird ihren Schwerpunkt auf Wertungsprozesse im Literatur- und Preisbetrieb legen und fragen, welche Wertvorstellungen in der Geschichte des Nobelpreises wirksam geworden sind und inwieweit der Nobelpreis die globale Wahrnehmung von literarischem Wert beeinflusst hat.
Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Referat Forschung
Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach
Telefon +49 (0) 7144 / 848-175
Telefax +49 (0) 7144 / 848-191
E-Mail forschung@dla-marbach.de