
Wie Literatur Welt+Politik macht
3. Oktober 2021 bis Ende 2022
Literatur hat die Kraft, Welten zu erfinden, die uns so packen, dass wir sie in die Wirklichkeit mitnehmen oder gar für Wirklichkeit halten. Die Ausstellung Wie Literatur Welt+Politik macht erforscht anhand von Archivobjekten, wie Literatur ›Welt‹ entwirft und welche Rolle dabei kulturelle Muster, politische Systeme, soziale Gruppen und (inter-)nationale Verlagswege spielen.
Die Ausstellung ist Teil der vom Auswärtigen Amt geförderten Forschungsprojekte ›Literatur im Systemkonflikt‹ und ›Global agierende Verlage als Literaturvermittler‹ und hätte ursprünglich an unterschiedlichen Orten auf der Welt entwickelt, mit Tagungen vorbereitet und gezeigt werden sollen. Coronabedingt haben wir dieses kooperative Programm in Teilen ins Digitale verlegt: Auf einer eigenen Facebook-Seite sowie in einem virtuellen Forschungs- und Kommentarraum auf www.literatursehen.com (in Kürze) werden internationale Archivbestände vorgestellt, wobei dezidiert ein dialogisches Format entstehen soll, bei dem keiner der Partner das Zentrum bildet. Dadurch werden etablierte internationale Kooperationen sichtbar, für die Ausstellungen digitale Bestandskorpora aufgebaut und von Anfang an von den Partnern kommentiert und öffentlich zugänglich gemacht.
Die 2021 hoffentlich analog mögliche Ausstellung wird nach dem Muster von Narrating Africa als Open Space angelegt, also als eine einfache, klare Form, die unterschiedliche inhaltliche Nutzungen erlaubt. Im Zentrum werden Exponate gezeigt, die im Rahmen der beiden Forschungsprojekte entdeckt und kommentiert werden. Am Rand ergänzt ein Themenalphabet die beiden Forschungsprojekte: ›Wie Literatur Welt+Politik macht‹ von A wie ›(Erfundene) Autoren‹ und B wie ›Bedeutung und Sinn‹ bis S wie ›Systemimmanent‹, W wie ›Wanderer zwischen zwei Welten‹ und Z wie ›Zensierte Texte‹. 1982 gab Stephan Hermlin Günter Kunert Ratschläge für einen Brief an den »Vorsitzenden des Staatsrats« Erich Honecker, der in den Systemen ›Brief‹ und ›DDR‹ den Eindruck vermeidet, »man würfe gewissermaßen dem Brief dem Adressaten ins Gesicht«. Günter Grass widmete dem Leipziger Literaturprofessor Hans Mayer 1961 ein Exemplar seiner Blechtrommel mit einem selbst gezeichneten Ritter in der Blechrüstung – seine öffentlich in der Vorlesung überbrachten Grüße von Uwe Johnson, der im Erscheinungsjahr der Blechtrommel 1959 von Ost- nach Westberlin gewechselt war, sorgten für einen Tumult. Manchmal wird sich dieses Alphabet auch in einem Exponat kreuzen: Erich Kästner gab sich 1941 (mit Erfolg) als Berthold Bürger aus, damit das Drehbuch für Münchhausen durch die Zensur kam.
https://www.facebook.com/LiteraturPolitik/
Gefördert vom Auswärtigen Amt.
Projektleitung: Madeleine Brook / Anna Kinder, Mitarbeit: Sonja Arnold und Stephanie Obermeier.
Kontakt
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