»Der Wert des Originals« (3. November 2014 bis 13. September 2015)
»Mit einer rein materiellen Reliquiengalerie bekommt man es im Literaturmuseum der Moderne aber weiß Gott nicht zu tun. Marbach – das beweist es in seinen Ausstellungen immer wieder – ist geisteswissenschaftlich geschult und selbstreflexiv genug, nicht in die Aura-Falle zu tappen, obwohl sogar Walter Benjamin grüßt, mit seinen Gedanken über die Aura, auf einem Papier mit dem San-Pellegrino-Markenlogo. Es gehört zu den Vorzügen der Marbacher Ausstellung, zu einer unaufdringlich überzeugenden Tour d'horizon durch die Spielarten und Abarten unseres Original-Bewusstseins einzuladen. Was leisten Originale, worin besteht ihr Wert für das Selbstverständnis unserer Kultur?« Die Welt (Mark Reichwein)
»Das Deutsche Literaturarchiv Marbach stellt in einer großartigen Ausstellung die Frage nach dem Reiz des Echten.« Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hubert Spiegel)
» Von Magie und Material, Berührung und Besessenheit erzählt die Ausstellung, die sinnlicher und plastischer ist als die meisten Marbacher Ausstellungen bisher. ... Originale seien "unsere Versicherungen gegen das Nichts". Im Nicht-Materiellen aber wähnen wir Menschen der digitalen Epoche unsere Originale: Ja, was ist mit dem Original in seinen x Fassungen auf der segmentierten Festplatte, in der Cloud? Marbach lädt uns ein, Selfies ins Museum zu schicken, diese Original-Identitätsversicherungen unserer Zeit. Wir verstehen: Mögen sich Medien auch wandeln, das unfassbare Wesen des Originals und die vielen Fragen, die wir dazu haben, bleiben gleich. Und diese Marbacher Ausstellung? Ist allemal ein Original.« Südwestpresse / Schwäbisches Tagblatt (Magdi Aboul-Kheir)
»Das Original, wie diese außergewöhnliche, höchst anregende Schau es präsentiert, hat nichts gemein mit dem gelungenen, dem vollendeten Kunstwerk, dem Ausdruck des – im 18. Jahrhundert erfundenen – Originalgenies, das aus dem Innern seiner unergründlichen Natur schöpft. ... Boehm hat in seinem Aufsatz einen wunderbaren Begriff für die säkulare Epiphanie der Originale gefunden: Sie sind 'Augenblicksgötter'.« Badische Zeitung (Bettina Schulte)
»Das Deutsche Literaturarchiv hat sich gleichsam seines Anfangsgrundes entsonnen und die Idee des Originals, der es sich schließlich verdankt, so sorgfältig bebrütet, dass daraus eine der anregendsten und schillerndsten Ausstellungen der letzten Jahre geschlüpft ist. ... So weit und vermittelt können die Wege zum Echten und Anfänglichen sein. Doch gerade in Zeiten der absoluten digitalen Reduplizierbarkeit der Welt lohnt es sich, sie zurückzulegen, selbst dann, wenn sie ins Ungewisse führen. Denn mit kostbaren Preziosen aus den Schätzen des Archivs wird hier die Originalitätssehnsucht einer individualitätskonformen Gesellschaft nicht leichthin abgespeist. Einige berühmte Exponate wie die Emser Depesche, deren radikalisierender Zuschnitt durch Bismarck 1870 den Deutsch-Französischen Krieg herbeiführte, oder Goethes 'Urfaust' sind nur als Faksimile präsent. Dafür verstrickt das Kuratorenduo Heike Gfrereis und Ulrich Raulff den Betrachter in ein kluges Spiel, das die Suche nach der Sache selbst immer wieder aufschiebt und über sich hinaustreibt. ... « Stuttgarter Zeitung (Stefan Kister)
»Die Marbacher Ausstellung versucht diesen Quellpunkt zu umschreiben, sie spiegelt ihn im Endpunkt, lässt eine ganze Reihe an Konzeptionen von Original und Ursprung nebeneinander auftreten, zitiert unterschiedliche Kulturen und Kontexte. Und sie enthält sich dabei nicht, nach dem Dreirad ist daran kein Zweifel möglich, der Ironie. Den Wert des Originals will sie nicht bestreiten, aber zeigen, wie wenig er sich fassen lässt.« Stuttgarter Nachrichten (Thomas Morawitzkiy)
»Jeder glaubt zu wissen, was ein Original ist. Sieht man genauer hin, wird der Begriff sogleich problematisch und schillernd. Das Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar fächert in einer klugen und anregenden Ausstellung die vielen Vorstellungen vom Original auf. ... Die Kuratoren haben ihr auf exquisite Beispiele reduziertes Material in mehreren Ausstellungsinseln gruppiert. ... Man braucht indessen bloss die innerhalb dieser Inseln geschaffenen Konstellationen genauer zu betrachten, um die analytische Sprengkraft und das beträchtliche Beunruhigungspotenzial dieser Ausstellung wahrnehmen zu können.« Neue Zürcher Zeitung (Roman Bucheli)
»Der 'Wert des Originals' ist eine exzellente Ausstellung, in der, trotz aller Handabgüsse und Totenmasken, der Entstehungsprozess von Literatur im Vordergrund steht. Neben den vielen Manuskripten liegt am Ende ein Kopfkissen: das Kopfkissen von Freuds Analyse-Couch. Auch ein Original. Aber auch der Ort, wo die Träume sind.« WDR (Christian Gampert)
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