Digitale Edition der Korrespondenz Hans-Georg Gadamers
Hans-Georg Gadamer (1900‒2002) zählt zu den wirkungsmächtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Die Argumente, Begriffe und Metaphern seiner philosophischen Hermeneutik haben neue Horizonte der Reflexion über das Verstehen erschlossen: in der Philosophie, den Wissenschaften und im Alltag. Die Korrespondenz Gadamers stellt in ihrer Gesamtheit ein einzigartiges historisches Dokument dar, dessen Wert für das Verständnis zentraler Diskurse, Netzwerkbildungen und Strukturentwicklungen der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte sowie der Kultur-, Geistes- und Gesellschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts nicht überschätzt werden kann und das zudem vielfältige Aufschlüsse zu wichtigen Akteuren und Institutionen dieser Geschichte verspricht.
Im Rahmen des Editionsprojektes sollen die Briefe von und an Hans-Georg Gadamer ediert und der Forschungsgemeinde sowie einer interessierten Öffentlichkeit digital frei zugänglich gemacht machen. Es entsteht eine chronologisch strukturierte digitale Edition der überlieferten Briefe; diese wird zunächst die Korrespondenz der Jahre 1907 (der erste Brief des Schülers an seinen Vater, den Breslauer Chemie-Professor Johannes Gadamer) bis 1947 (Gadamer gibt sein Leipziger Ordinariat auf und wechselt aus der sowjetischen Besatzungszone auf eine Professur in Frankfurt am Main) umfassen. Die enorm umfangreiche und in vielerlei Hinsicht – werkentwicklungs- und rezeptionsgeschichtlich, personen- und institutionengeschichtlich, netzwerk- und konstellationsgeschichtlich, darüber hinaus selbstverständlich auch zeitgeschichtlich und durch all dies philosophie- und wissenschafts-, geistes- und kulturgeschichtlich – aufschlusskräftige Korrespondenz, die insgesamt einen Zeitraum von mehr als 90 Jahren umspannt und unterschiedlich umfangreiche Briefwechsel mit einer Vielzahl illustrer und ihrerseits in unterschiedlichen Bereichen wirkungsmächtiger Briefpartnerinnen und Briefpartner enthält, ist Teil des seit 2005 im Deutschen Literaturarchiv Marbach verwahrten Nachlasses Gadamers. Zu seinen Briefpartnerinnen und -Partnern zählen u. a. Theodor W. Adorno, Hans Blumenberg, Rudolf Bultmann, Hilde Domin, Paul Friedländer, Martin Heidegger, Reinhart Koselleck und Dolf Sternberger.
Die Edition wird auf dem Editionenportal EdView des Deutschen Literaturarchivs Marbach (DLA) publiziert, das dort verwendete und bereits erfolgreich erprobte EdView-TEI-Schema sichert die Möglichkeit, die edierten Dokumente gemeinsam mit all jenen Materialien zu durchsuchen, die zu den ‚persönlichen Schriften‘ gezählt werden können – neben Korrespondenzen sind dies vornehmlich Briefe und Notizen. Damit lässt sich die Edition der Korrespondenz auch gemeinsam mit anderen Editionen des Portals durchsuchen.
Bei der Edition handelt es sich um ein Kooperationsprojekt mit der Bergischen Universität Wuppertal.
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