Forschungslinien
Ein Literaturarchiv versteht und dokumentiert Literatur in einem umfassenden, mehrdimensionalen und facettenreichen Sinne. Es erfasst sowohl die literarischen Texte selbst als auch ihre Entstehung am Schreibtisch, in der Auseinandersetzung mit Freunden, Lektoren und Verlagen; es befasst sich mit der Wahrnehmung von Literatur durch ihre Leser, darunter die Autoren selbst, und es erfasst die produktive Adaptation von Literatur wiederum durch Autoren, außerdem auch durch Komponisten, Regisseure, Sänger oder bildende Künstler. Damit erfasst ein Archiv auch Literaturkreisläufe, literarische Zirkulationen: Abläufe also, die potenziell unendlich sind.
Dem mehrdimensionalen und facettenreichen Literaturbegriff des Archivs muss eine Forschung entsprechen, die mehrdimensional und facettenreich ist: eine methodisch durch etablierte und allerneueste, disziplinäre und interdisziplinäre Ansätze informierte, diese zugleich am Material weitertreibende und prüfende Forschung. Sie wird die Literatur im Archiv nicht gleichzeitig in all ihren Aspekten würdigen können, sollte ihrer Vielschichtigkeit aber gleichwohl Rechnung tragen. Im Jahr 2025 wollen wir deshalb die fünf großen, etablierten Forschungslinien
(1) Wie Literatur entsteht: Literatursoziologie
(2) Lesespuren: Leserpsychologie, Textverstehensforschung und Literaturpolitologie
(3) Literaturvertonungen: Audioanalyse der Literatur
(4) Literaturdaten: Digitale Sammlungsforschung
(5) Schreibwerkzeuge, Literaturträge und literarische Objekte: Materiale Hermeneutik
weiter verfolgen und stärken. Das Jahr 2025 steht im Zeichen von Veranstaltungen zum Gedenken an zwei bedeutende Persönlichkeiten der Weltliteratur: Veranstaltungen zum hundertsten Todestag von Franz Kafka werden in Verbindung mit der verlängerten Ausstellung »Kafkas Echo« (22.06.2025) fortgeführt; in der zweiten Jahreshälfte 2025 wird ein umfangreiches und internationales wissenschaftliches Programm parallel zur Jübiläumsausstellung über Rainer Maria Rilke (1875–1926) stattfinden.
Kontakt
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