(2) Lesespuren: Leserpsychologie, Textverstehensforschung und Literaturpolitologie
Lesespuren zählen seit jeher zu den großen Themen des DLA. Sie finden sich an unterschiedlichen Orten im Archiv: in den Autorenbibliotheken, in Korrespondenzen von Autoren und in den Museen, wo man eben nicht nur betrachtet, sondern auch liest. Wir wollen den Lesespuren künftig genauer nachgehen und bedienen uns dazu zum einen Ansätzen der Leserpsychologie und Textverstehensforschung, die wir in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen weiterentwickeln. In der Ausstellung »Kafkas Echo«, können die Besucher/-innen mit einer VR-Brille eintauchen in das ›Manuskript-Universum‹ von Kafkas Prozess. Sie werden angeregt zum Nachdenken über Kafkas Stil, indem sie anhand eines Korpus, das aus originalen Textstellen und KI-generierten ›Kafka-Texten‹ besteht, entscheiden müssen: Ist das Kafka oder nicht? Und schließlich können sie ihre Lektüre des Prozess mit der anderer Prozess-Leser/-innen vergleichen, indem sie an einer interaktiven Station sehen, wie andere den Text lesen und was die Lektüre in ihnen auslöst.
Die beiden politischen Schwerpunkte – ›Aktivismus und Wissenschaft‹ und ›Archivasyl‹ –, die 2022 eröffnet wurden, wollen wir 2025 weiter entwickeln. Mit dem Programm »Das freie Wort sichern«, gefördert von dem BKM, möchte das DLA seinen Beitrag leisten, das freie Wort zu sichern und die freie Rede zu stärken, indem entsprechende Bestände für Archiv und Öffentlichkeit erworben, erschlossen und zur Diskussion gestellt werden. Durch die Kombination aus Erwerbung, Erschließung und Vermittlung werden gefährdetes sowie bislang unzureichend wahrgenommenes Denken und Schreiben gesichert und die Bestände zugleich in ihrer Relevanz für die gesellschaftliche Debatte zur Geltung gebracht. Das Programm folgt dabei drei Hauptaspekten: (1.) dem Exil, (2.) dem Wandel der Öffentlichkeit und (3.) der Geschlechtergerechtigkeit.
Das Symposium »Maikäfer flieg!« (06.–08.05.2025) in Verbindung mit der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Bielefeld, der Universität zu Köln, der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der Universität Stuttgart und gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung widmet sich dem 8. Mai 1945 als Denkfigur anlässlich des 80. Jahrestages 2025.
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