Häufig gestellte Fragen an das DLA
1. Welches ist das älteste Stück, das sich in den Beständen des DLA befindet?
Das Sammelgebiet des Deutschen Literaturarchivs beginnt eigentlich erst mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Das älteste Schriftstück stammt jedoch von Martin Luther. Es handelt sich um einen Brief, den er am 9. September 1529 an den Grafen Albrecht von Mansfeld schrieb. 1968 kam er als Teil einer wertvollen Autographensammlung nach Marbach.
2. Nach welchen Kriterien wird die Entscheidung getroffen, ob ein Nachlass in das DLA aufgenommen wird?
Wenn es um Autoren geht, die schon zu Lebzeiten Schule gemacht haben, ist die Diskussion leicht: Kaum jemand wird z. B. daran zweifeln, dass die Papiere von Hans Magnus Enzensberger, um eine der jüngsten Erwerbungen zu nennen, in ein öffentliches Archiv gehören. Schwieriger ist die Entscheidung bei Autoren, deren Werke umstritten oder eher unbekannt geblieben sind: Übernommen werden Bestände, von denen erwartet werden kann, dass sie auch künftig für die literarische und wissenschaftliche Öffentlichkeit von Bedeutung sind. Darüber, welche Bücher in 20 oder gar 100 Jahren gelesen werden, kann man nur spekulieren, doch es gibt Anhaltspunkte, mit denen sich die Entscheidungen objektivieren lassen: z.B. Originalität des sprachlichen Ausdrucks und der Themen, Bedeutung im Literaturbetrieb, Rezeption im In- und Ausland, Qualität der Verlage und Publikationsmedien. Ferner ist das DLA stets darum bemüht, die bereits vorhandenen Sammlungen zu vervollständigen.
3. Gibt es Institutionen, die bei einer Erwerbung als Konkurrenten des DLA auftreten?
Wir leben in einem Land, das immer dann am besten funktioniert, wenn es den Föderalismus als Stärke versteht. So gibt es eine Reihe anderer Institutionen, die Nachlässe von Schriftstellern, Gelehrten und auch Verlagsarchive erwerben. Zu denken ist dabei vor allem an die großen Staats- und Universitätsbibliotheken sowie an das Archiv der Akademie der Künste in Berlin. Bei besonders prominenten Autoren treten auch Sammlungen im Ausland auf den Plan. Wenn möglich bemüht sich das DLA allerdings darum, Konkurrenzsituationen zu vermeiden und stattdessen Kooperationen anzuregen, die sich im digitalen Zeitalter immer effizienter gestalten lassen.
4. Die Magazinkapazitäten des DLAs sind begrenzt, aber der Bestand wächst – muss ein Literaturarchiv zwangsläufig immer größer werden?
Zwangsläufig sicher nicht, aber insbesondere Literaturarchive, die mit der Gegenwartsliteratur befasst sind, müssen ihre Bestände kontinuierlich ausbauen. Anders als Archive mit weitgehend abgeschlossenen Sammlungen ist das DLA mit der jüngeren und jüngsten Literatur- und Ideengeschichte betraut. Anders als Nachlässe des 18. und 19. Jahrhunderts, anders auch als Exilarchive des 20. Jahrhunderts sind Bestände aus der Zeit nach 1945 häufig sehr umfangreich und in einzigartiger Dichte überliefert. So hat allein die Erwerbung der Archive von Suhrkamp und Insel 2009 den Handschriftenbestand des DLA um etwa ein Drittel vergrößert. Das DLA wird im 21. Jahrhundert seinem Sammlungsauftrag nachkommen, weiter expandieren und dafür entsprechende Magazinflächen und Speicherkapazitäten einplanen.
5. Die digitale Welt hat längst Einzug in die Archive gehalten – wie geht ein Literaturarchiv damit um?
Digitale Archive beschränken sich nicht auf einige gescannte Handschriften. Die digitale Welt der Archive reicht von digital entstandenen Texten, Bildern und Tonspuren, Festplatten aus Nachlässen und Emails über Netzliteratur und Blogs bis zu Digitalisierungsprogrammen in Bibliothek und Archiv. Das DLA greift Fragen und Methoden aus den Digital Humanities auf, setzt bei Papiermedien wie bei digitaler Überlieferung auf die Unikalität des Materials und die Zugänglichkeit für die internationale Forschung im Rahmen geltender rechtlicher Regelungen. Unter dem Titel "Global Archives" hat das DLA Kooperationsprojekte in Israel und in Brasilien entwickelt, die digitale Verfahren nutzen, um die lokale Bindung von Archivmaterial zu erhalten und zugleich die internationale Benutzbarkeit zu gewährleisten.
6. Welche Rolle spielen die Stifter und Mäzene für das DLA?
In Zeiten knapper Haushalte der öffentlichen Hand bedürfen Institutionen wie das Deutsche Literaturarchiv Marbach mehr denn je finanzieller Unterstützung durch private Förderer und Sponsoren. Für große Sanierungsprojekte, Neuerwerbungen von Vor- bzw. Nachlässen oder auch von Einzelautografen ist deshalb die Hilfe privater Geldgeber unverzichtbar. Das DLA ist in der glücklichen Lage, schon seit 20 Jahren auf die treue Unterstützung seines Freundeskreises ebenso wie auf die Zuwendungen weiterer privater Geldgeber bauen zu dürfen.
7. In einer spektakulären Aktion mit der Bodleian Library/Oxford hat das DLA die Briefe Franz Kafkas an seine Schwester Ottla im Jahr 2011 erworben – sind solche Kooperationen bei Erwerbungen die tragfähigen Modelle der Zukunft?
In der Tat sind solche Kooperationen zukunftsträchtig. Im Bereich der großen Kunstmuseen sind sie seit Längerem gang und gäbe: Das Museum, das sich allein keinen Tizian mehr leisten kann, schafft dies in der Verbindung mit ein oder zwei anderen Galerien. Ähnlich wird man künftig auch im Bereich der großen literarischen Manuskripte und Archive verfahren: Man wird sich die Erwerbung und die Verantwortung teilen – und die geteilte Präsenz der Originale durch den Austausch von Scans kompensieren.
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