Bibliotheken von Exilautoren
Die Besitzerinnen und Besitzer von einigen der im DLA Marbach überlieferten Autorenbibliotheken mussten während des Nationalsozialismus aus Deutschland fliehen. Bereits das äußere Erscheinungsbild dieser Sammlungen ist durch das Exil geprägt: Transporte in Containern, Klimaschwankungen und Zwischenlagerungen an für Bücher ungeeigneten Orten haben ihre sichtbaren Spuren hinterlassen. Strukturelle Veränderungen durch den erzwungenen Verkauf ganzer Bibliothekssegmente und inhaltliche Neugewichtungen erscheinen als Folgen existentieller Beschränkungen. Noch die jetzigen Sammlungsprofile dokumentieren veränderte Rezeptions- und Publikationsmöglichkeiten, Sprachwechsel und berufliche Veränderungen. Vielfach ist eine starke Auseinandersetzung mit den gewaltsamen Erfahrungen der Vertreibung und des Holocausts sowie den Literaturen der Exilländer wahrnehmbar.
Trotz der zeitgeschichtlichen Gemeinsamkeiten weisen diese (Teil-)Bibliotheken – von H. G. Adler, Alfred Döblin, Hilde Domin, Walter Hasenclever, Siegfried Kracauer, Werner Kraft, Karl Lieblich, Konrad Merz, Karl Otten, Kurt Pinthus, Hans Sahl, Kurt Tucholsky und anderen – ein jeweils individuelles Gepräge auf, und vielfältig sind auch die Anlässe und Zusammenhänge ihrer Rückkehr. Provenienzspuren wie Buchhandlungsetiketten, Datierungen, Widmungen und Einlagen geben Auskunft über Aufenthaltsorte und –zeiten im Exil, über soziale Netzwerke und unterschiedliche Facetten der Bedeutung des Buchbesitzes.
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