Hegel und seine slowenischen Freunde
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Eine Ausstellung des Goethe-Instituts mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, vom 7. September bis 28. September 2020 im alten Rathaus Ljubljana.
Was sind wir? Was bin ich? Wie werden wir frei? Was macht uns in einem moralischen Sinn gut? Was ist Wahrheit? Warum gibt es Gott? Wozu gibt es Kunst? Fragen wie diese elektrisieren kurz nach dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 drei Theologie-Studenten des Tübinger Stifts, die dort sogar einige Zeit ein Zimmer teilen: den 1770 geborenen Georg Wilhelm Friedrich Hegel aus Stuttgart, den gleichaltrigen Friedrich Hölderlin aus Lauffen und den fünf Jahre jüngeren Friedrich Wilhelm Schelling aus Leonberg. Gemeinsam entwerfen sie ein Programm des Idealismus, das auch ein Systemprogramm der Literatur ist: ›Mit dem freyen, selbstbewußten Wesen tritt zugleich eine ganze Welt – aus dem Nichts hervor – die einzig wahre und denkbare Schöpfung aus Nichts.‹ Das freie Spiel der Phantasie (und damit: unseres Ichs) in der Sprache ist Voraussetzung für das Dichten wie das Philosophieren: ›Der Philosoph muß eben so viel ästhetische Kraft besitzen, als der Dichter; die Menschen ohne ästhetischen Sinn sind unsre BuchstabenPhilosophen. Die Philosophie des Geistes ist eine ästhetische Philosophie.‹
Die Ausstellung, die 2019/20 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach gezeigt worden ist und nun in eine wanderfähige und mehrsprachige Fassung umgearbeitet wurde, lädt alle Besucher*innen zum Selbstexperiment ein: Wie kommen wir ins Phantasieren und – einen Schritt weiter – wie kommen wir ins Denken?
In der imaginären Ausstellungs-WG in Ljubljana setzen sich unter anderem Schriftsteller wie Goethe, Hermann Hesse, Franz Kafka und Alexander Kluge, aber auch Philosoph*innen wie Hannah Arendt, Judith Butler und Slavoj Žižek mit Hegels Gedanken auseinander. Zentrales Objekt ist ein Billardspiel, bei dem mit Hegels Begriffen wie ›Weltgeist‹, ›Aufhebung‹ und ›Dialektik‹ über Bande gespielt und um Ecken gedacht werden kann.
Mehr zur Eröffnung, zur Tagung und zu Besucherzeiten geben wir coronabedingt kurzfristig bekannt.
›Hegel und seine Freunde‹ im Literaturmuseum der Moderne wurde von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert, die Adaption für das Rathaus Ljubljana ist eine Kooperation des Deutschen Literaturarchivs Marbach und des Goethe-Instituts. Kuratorische Adaption: Heike Gfrereis und Urban Srimpf, Gestaltung: Andreas Jung und Diethard Keppler.
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