»F WIE FÄLSCHUNG«. Gefälschte Provenienzen in der Literatur und ihren Wissenschaften
–Internationale Tagung des Forschungsverbundes MWW am DLA Marbach
Die Erwerbsentscheidungen von Kulturgut sammelnden Institutionen wie Bibliotheken, Literaturarchiven und -museen basieren in der Regel auf dem Provenienzprinzip: Manuskripte, einzelne Bücher oder ganze Buchsammlungen werden erworben oder ausgestellt, weil ihnen aus ihrer Besitzgeschichte heraus kulturgeschichtliche Relevanz zugesprochen wird. Doch was, wenn sich die Herkunftsgeschichte eines literarischen Objekts als manipuliert herausstellt? Wenn Handschriften, Kodizes oder ganze Bücher gefälscht sind und die Nachprüfbarkeit ihrer Originalität gezielt – zum Beispiel durch fingierte Auffindenarrative – verschleiert wird? Literarische Fälschungen verunsichern die Vorstellungen, die sich die Geisteswissenschaft in Benjaminscher Tradition von Begriffen wie Authentizität, Aura oder Autorität gemacht hat. Dass sie dabei gleichsam faszinieren, demonstrieren prominente Beispiele aus der älteren wie jüngeren Literatur- und Mediengeschichte: die Fälschung von Schillerhandschriften im 19. Jahrhundert oder die Stern-Affäre um die gefakten Hitler-Tagebücher in den 1980er Jahren.
Ihre Faszination ziehen Fälle wie diese nicht nur aus der darin waltenden kriminellen Energie, sondern immer auch aus der produktiven Dimension, die der Manipulation innewohnt. So bringen gefälschte Provenienzen Wissens- und Praxisformen hervor, die ohne sie nicht möglich wären. Das gilt sowohl für Fälscher:innen, die sich die Stil- beziehungsweise Genrevorgaben des Originals aneignen und perfektionieren müssen, als auch für diejenigen, die auf den Wert des Originals angewiesen sind und somit auch auf Verifizierungspraktiken: Auktionshäuser, Händler:innen und Versicherungen, private und institutionelle Sammler:innen.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Die Hybrid-Tagung ist für Interessierte nach Anmeldung (unter: forschung@dla-marbach.de und marie.limbourg@dla-marbach) geöffnet. Logindaten für die Zoom-Übertragung werden nach der Anmeldung mitgeteilt.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
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