Seminarreihe Kafkas Echo: Kafkas Werkstatt. Der Schriftsteller bei der Arbeit
Prof. Dr. Andreas Kilcher | ETH Zürich
Wie muss man sich den Schriftsteller Kafka bei der Arbeit vorstellen? Nicht etwa als weltabgewandten Autor, der in einsamen Nächten chiffrierte Traumbotschaften niederschrieb, sondern als emphatischen, ja "gierigen" Leser, der sodann die großen Diskurse seiner Zeit unauflösbar in seine Texte verwob. Lesen und Schreiben griffen in Kafkas Werkstatt unmittelbar ineinander. Was er las, ist teils sichtbar, teils unsichtbar in seine Texte verwoben. Die These: Kafka schrieb, indem er las.
Dies lässt sich exemplarisch an Kafkas vielleicht mysteriösestem Text durchspielen: Die Sorge des Hausvaters. Die kurze Erzählung über die höchst merkwürdige Gestalt mit dem ebenso merkwürdigen Namen Odradek thematisiert - so die These - förmlich das vielgestaltige Unheimliche der Moderne: etwa das Unbewusste der Psychoanalyse, die marxistische Ware, die jüdische Diaspora, das Gespenst des Okkultismus. Hier zeigt sich: Kafkas Texte können nicht enträtselt werden, indem man ihnen eine einfache Botschaft unterstellt. Sie wollen vielmehr in diesen komplexen Wechselverhältnissen des Lesens und des Schreibens verstanden werden.
Die Vortragssprache ist Deutsch.
Wir bitten um Anmeldung. Um den Zoom-Link für den jeweiligen Termin zu erhalten, kontaktieren Sie bitte forschung@dla-marbach.de.
Ein Kooperationsprojekt des Deutschen Literaturarchivs Marbach, der National Library of Israel und der Bodleian Library Oxford. Gefördert durch das Auswärtige Amt.
Begleitend zur Ausstellung ›Kafkas Echo‹ im Literaturmuseum der Moderne lädt die gleichnamige Seminarreihe Dozentinnen und Dozenten aus aller Welt ein, sich mit der Entstehung, Entwicklung und Rezeption des Weltautors Kafka und seines Werkes auseinanderzusetzen.
Programm Seminarreihe »Kafkas Echo«
›Kafkas Echo‹ wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Das Begleitprogramm (Social Media, Seminarreihe und Vermittlungsprogramm) wird gefördert durch das Auswärtige Amt.
Kontakt
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