Ausstellungseröffnung am 4. März: »1912. Ein Jahr im Archiv« Suhrkamp-Insel: »1912. Ein Jahr auf der Insel« und fluxus: »1926. Ein Jahr im Kopf« Mit Hans Ulrich Gumbrecht und Ulrich Raulff
Vor 100 Jahren erreichte Robert Falcon Scott den Südpol, das größte Schiff der Welt, die »Titanic« kollidiert mit einem Eisberg, der Tango wurde zum Modetanz in den Ballhäusern der europäischen Großstädte. Im Jahr 1912 begann Rilke mit der Niederschrift seiner Duineser Elegien und Kafka sein Romanfragment Amerika, beides außergewöhnliche literarische Versuche, die für den Romanisten Hans Robert Jauß dieses Jahr einst zur »Epochenschwelle« machten. In der Ausstellung »1912. Ein Jahr im Archiv« werden acht große Texte der Moderne – von Autoren wie Gottfried Benn, Franz Kafka, Heinrich Mann und Rainer Maria Rilke – gezeigt, die in dieser dramatischen Phase kurz vor dem ersten Weltkrieg entstanden sind. Sie werden mit ihrer historischen Umgebung konfrontiert, um so die Seelenlandschaften der Literaten, ihren Horizont gleichzeitiger Erfahrungen und Erwartungen zu erforschen.
Zur Ausstellungseröffnung sprechen der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford) und der Direktor des Deutschen Literaturarchivs, Ulrich Raulff. Entwickelt wurde die Ausstellung von Felicitas Hartmann, Yvonne Schweizer und Thomas Thiemeyer, Mitarbeitern eines museumswissenschaftlichen Projekts, das gemeinsam mit der Universität Tübingen und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien realisiert worden ist und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Das Büro space4 (Stuttgart) und die Grafikkooperation Diethard Keppler und Marcus Wichmann (Marbach/Stuttgart) haben die Ausstellung gestaltet. Drei Gäste der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie spüren den Klängen dieser versunkenen Zeit nach.
Der Romanist und Literaturtheoretiker Hans Robert Jauß entwirft in einem berühmten Vortrag von 1986 einen Begriff von Literaturgeschichte, die nicht einfach von ihren wichtigsten Autoren und Werken erzählt, sondern die Fülle der Erwartungen und Ideen erforscht, vor der sie geschrieben und gelesen wurde. Als Epochenschwelle bezeichnet er dabei die Gleichzeitigkeit auseinandergehender Erfahrungen. Jauß hat diesen fortschreitenden Horizontwandel am Beispiel des Jahres 1912 gezeigt – für ihn ein für die Dichtung herausragendes Jahr, das letztlich zu ganz neuen ästhetischen Konzeptionen geführt hat. Mit den Mitteln des Literaturarchivs soll seine These überprüft werden: Jauß’ Nachlass genauso wie die literarischen Spuren, mit dem diese Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen gegenwärtig wird, liegen in den Marbacher Magazinen. Acht Leitexponate aus dem Jahr 1912, Apollinaires Zone, Einsteins Bebuquin, Loewensons Ich-Skizze, Heinrich Manns Notizbuch, Rilkes Marien-Leben, Benns Morgue, ein Brief von Franz Kafka an Felice Bauer und die Josephs Legende von Harry Graf Kessler werden laborhaft in unterschiedlichen Versuchsanordnungen betrachtet. Farben, Rhythmen, Bilder- und Denkformeln ihres literarischen Umfelds erschließen Bruchstücke ihres historischen Untergrunds, einer vergangenen Erfahrungswelt.
Die Ausstellung «1912» wird ergänzt durch eine Ausstellung in der Reihe Suhrkamp-Insel zum 100. Geburtstag von Rilkes Cornet als Band 1 der Insel-Bücherei 1912. Ein Jahr auf der Insel und eine Ausstellung in der Reihe »fluxus« von Hans Ulrich Gumbrecht 1926. Ein Jahr im Kopf. Alle drei Ausstellungen werden gleichzeitig eröffnet. In Marbach gelten zwei große Ausstellungen den beiden Jahresschnitten, die Jauß bei dieser Epochenschwelle der Moderne setzt »1912. Ein Jahr im Archiv« und »1914. Literatur und Krieg« (1914).
Zur Ausstellung erscheint ein Marbacher Magazin mit einem Gespräch mit Hans Ulrich Gumbrecht: MM 137.138 | 1912. Ein Jahr im Archiv.
Eine Pressekonferenz findet am 1. März 2012, um 11 Uhr statt.
Die Eröffnung findet am 4. März, um 11 Uhr im Humboldt-Saal (Archivgebäude) statt. Im Anschluss an die Eröffnung führen die Kuratoren durch die Ausstellungen.
Kartenvorverkauf über www.reservix.de.
In Kooperation mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie
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