Suhrkamp-Insel 12: Nicht enden können. Thomas Bernhards Korrekturen. Presseführung am 12. Februar um 13 Uhr

Die Ausstellungsreihe »Suhrkamp-Insel«, die im Jahr 2010 mit der Ausstellung »Cortázar, Onetti, Paz. Suhrkamps großer Süden« begann, schließt mit einem Autor, dessen großes Thema das Ende war und der beim Schreiben kaum eines finden konnte. »Und der größte Fehler ist, wenn ein Autor ein Buch zu Ende schreibt«, schrieb Thomas Bernhard 1971 in seiner Film-Erzählung Der Italiener. Der selbst ernannte »Geschichtenzerstörer« griff so stark in die letzten Korrekturstufen seiner Werke ein, dass sie an manchen Stellen eher Entwürfe scheinen als Endfassungen. Die im Suhrkamp-Archiv überlieferten, von ihm mit Hand korrigierten Typoskripte und Druckfahnen geben nicht nur Einblick in seine unermüdliche Arbeit am Stil, sondern heben auch die Besonderheiten seiner Wortfolgen und Satzbilder, Klänge, Tempi und Rhythmen in die Sichtbarkeit. Der Dramaturg und Regisseur Hermann Beil und Raimund Fellinger, Cheflektor des Suhrkamp Verlags, erinnern sich im Gespräch mit Ellen Strittmatter (Museum), die die Ausstellung entwickelt hat, an Thomas Bernhards endlose Arbeit am Text.
»Fortwährend korrigieren wir und korrigieren uns selbst mit der größten Rücksichtslosigkeit,« heißt es in Bernhards 1975 veröffentlichten Roman Korrektur, in dem der Protagonist seine Studien so lange streicht, bis von ihnen nichts mehr übrig bleibt und er Selbstmord begeht, »weil wir in jedem Augenblick erkennen, dass wir alles falsch gemacht (geschrieben, gedacht, getan) haben, falsch gehandelt haben, wie wir falsch gehandelt haben, dass alles bis zu diesem Zeitpunkt eine Fälschung ist, deshalb korrigieren wir diese Fälschung und die Korrektur dieser Fälschung korrigieren wir wieder und das Ergebnis dieser Korrektur der Korrektur korrigieren wir und sofort.«
Korrekturen finden sich bei Bernhard schon in frühesten Textstadien. Im 1952 entstandenen unveröffentlichten Notizheft Die Pfingstrose etwa bleibt kaum ein Vers ohne Überarbeitung. Dass das Korrigieren, das Überschreiben und Löschen des Geschriebenen ein wesentliches Prinzip eines künstlerischen Schaffensprozesses ist, macht sich in Bernhards Werk bis zuletzt zum Thema. Der 1986 veröffentlichte Roman Auslöschung. Ein Zerfall ist selbst aus der Umarbeitung des Prosafragments Der Italiener hervorgegangen. In einer monologischen, mehrere Zeitebenen und Sprecherperspektiven überlagernden Konstruktion setzt sich der Protagonist Franz Josef Murau mit seiner Familie auseinander, die bei einem Unfalltod ums Leben gekommen ist, und plant, mit einer Niederschrift seiner Erin-nerungen die Vergangenheit auszulöschen. Bis in die Druckfahnen hinein nimmt Bernhard Namensänderungen vor: Aus Wittgenstein wird der tschechische Komponist »Bohūslav Martinū« und aus Stifters Bergkristall »Schopenhauer«.
Eine Presseführung findet am 12. Februar um 13 Uhr statt. Um Anmeldung wird gebeten: presse@dla-marbach.de.
Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 14. Februar, 19.30 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium (Literaturmuseum der Moderne) statt. Der Museumsein-tritt inkl. Veranstaltung kostet 9,- Euro/erm. 7,-/für Mitglieder der DSG 4,50 Euro.
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