Ausstellungseröffnung fluxus 34

Er gehört zum Buch wie die Blätter und Deckel: Der gedruckte Fehler, irgendwann passiert zwischen Satz, Korrektur und Druck. Er sorgt für jene subversiv bewegliche kleine Form, die im Buch herumgeistert oder gern auch herausfällt: den Zettel, der zumindest einen Teil aller Unfälle und Verfehlungen bekennt und der anzeigt: die falschen Buchstaben und Zeichen, die unglücklichen Verluste und Zuwächse bewegen etwas in den Büchern und in den Lesern. Der Schauspieler und Essayist Hanns Zischler verleiht zur Eröffnung der Ausstellung »Errata. Fehler aus zweiter Hand« in der Reihe »fluxus« den Bekenntnissen zum Fehler seine Stimme. Er begibt sich mit der Ausstellung auf einen Streifzug in die Zwischenwelt zwischen endgültiger Druckfassung und nachträglicher Korrektur und zeigt eine schillernde Auswahl fliegende Zettel aus mitunter aufwendig hergestellten Büchern, die ein Stück weit wieder aufheben, was gerade vermeintlich verabschiedet wurde. Die Ausstellung wurde nach einer Idee von Hanns Zischler von Hanns Zischler und Heike Gfrereis entwickelt.
»Du soltest das Verzeichnis (der Errata), in dem selber ein neuer Drukfehler ist, neben Dich unt. d. Lesen hinlegen« – mit diesen Worten schickt Jean Paul 1796 dem Schriftsteller Christian Otto die letzten Teile seines Romans Siebenkäs. E. T. A Hoffmann spricht von »sogenannten« Druckfehlern. Für Karl Kraus sind sie die Wirklichkeit der Schrift. Vladimir Nabokov schreibt, um sie zu erfinden. Sind sie erst einmal in der Welt, so kann man sie kaum mehr verschwinden lassen: Rund 230 Errata-Zettel versammelt die neue Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne. In früheren Zeiten waren die Setzer für die Fehler aus zweiter Hand verantwortlich, heute die Leserinnen und Leser oder auch die Geräte samt Korrekturprogramm, die den Text für den Druck vorbereiten. In den von Andreas Thalmayr alias Hans Magnus Enzensberger gesammelten Wasserzeichen der Poesie sind die Errata ein eigenes Lemma: »Der Druckfehler ist ein Spezialfall des Mißverständnisses, der in der Literaturgeschichte eine große Rolle gespielt hat. Der Setzer kann auch als Ko-Autor betrachtet werden. Der ›Teufel‹, von dem die Redensart spricht, ist das Unbewußte.«
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 29. Februar 2016 um 19.30 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium statt. Der Eintritt ist frei.
Eine Pressevorbesichtigung findet am Montag, 29. Februar um 14 Uhr statt. Um Anmeldung wird gebeten: presse@dla-marbach.de.
Zur Ausstellung erscheint ein Marbacher Magazin: Errata. Fehler aus zweiter Hand, Ein Gespräch in x Stichworten mit Hanns Zischler, Marbacher Magazin 153, 72 Seiten, 15 farb. Abb., 10 Euro, ISBN 978-3-944469-19-5. Ein Magazin, das – ebenso wie die ihm folgenden – eine neue Handschrift zeigt. Es ist diejenige von Pauline Altmann, einer jungen Berliner Grafikerin, die seit Beginn dieses Jahres für uns tätig ist.
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