Nachlass von Literaturwissenschafler Wilhelm Emrich geht nach Marbach

Hinderk M. Emrich übereignet dem Deutschen Literaturarchiv Marbach den Nachlass des Germanisten Wilhelm Emrich. Wilhelm Emrich gilt als eine der einflussreichsten Literaturwissenschaftler in der Bundesrepublik; in seinem Wirken prägte er den Umgang mit der Literatur des 20. Jahrhunderts und das Verhältnis von Literaturwissenschaft und Literaturkritik maßgeblich. Der Bestand umfasst Vorlesungen, Manuskripte und Typoskripte zu seinen wichtigsten Arbeiten, u. a. »Faust II«, »Franz Kafka«, »Protest und Verheißung. Studien zur modernen und klassischen Literatur« und »Geist und Widergeist. Wahrheit und Lüge in der Literatur«. Außerdem enthält das Archiv den Briefwechsel mit Literaturwissenschaftlern, Literaturkritikern und literarischen Autoren, darunter Gottfried Benn, Paul Celan, Hans Henny Jahnn und Thomas Mann. Darüber hinaus gehören zu seinem Nachlass Autographen, die über die Editionsprojekte (u. a. Carl Sternheim) in Emrichs Archiv gelangt sind, zudem Fotografien und einzelne Erinnerungsstücke.
Wilhelm Emrich (1909-1998), während seines Studiums Mitglied der Roten Studentengruppe in Frankfurt a. M., trat im Zuge seiner Auslandslehrtätigkeit für die Deutsche Akademie im Jahr 1935 der NSDAP bei und war in den Kriegsjahren 1942-1944 dienstverpflichtet als Referent der Abteilung Schrifttum des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Nach achtmonatiger Inhaftierung im Herbst 1945 wegen seiner NS-Vergangenheit und im Jahr 1948 erfolgter Entlastung im Rahmen der Entnazifizierung (Zeugenaussagen u. a. von Oskar Seidlin) rückte er in den 1950er Jahren ins Zentrum der bundesdeutschen Ger-manistik. 1934 war er zum Thema »Paulus als literarische Figur« (bei Franz Schultz, bis Anfang 1933 betreut von Martin Sommerfeld) an der Universität Frankfurt a.M. promoviert worden; seine Habilitationsschrift verfasste er zum Thema »Die Symbolik von Faust II. Sinn und Vorformen«. In den Nachkriegsjahren lehrte er u. a. als Privatdozent an der Universität Göttingen, als Professor für Neuere Deutsche Philologie in Köln und in den Jahren 1959-1978 an der Freien Universität Berlin; seine Forschungsschwerpunkte galten u. a. dem Werk Goethes und Franz Kafkas. Zudem fungierte er als Herausgeber der Werke u. a. von Arno Holz, Ricarda Huch und Carl Sternheim. Emrich prägte eine ganze Studentengeneration, zu seinen Schülern zählen Helmut Arntzen, Bernd Balzer, Rolf-Peter Janz und Karl Pestalozzi. Im Jahr 1993 wurde Wilhelm Emrich mit der Goethe-Medaille der Goethe-Gesellschaft Weimar geehrt.
Reiche Bezüge ergeben sich zu germanistischen Beständen in Marbach von Richard Alewyn bis Peter Szondi, zu Gelehrten und Publizisten von Hans Paeschke bis Hans Blumenberg, ebenso zu literarischen Autoren, unter ihnen Gottfried Benn und Hans Erich Nossack.
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