Ausstellung: Kafkas Mäuse (10. April bis 7. Juli). Peter von Matt und Andreas Platthaus im Gespräch am 3. Mai 2013

»Das was ich gegenüber Mäusen habe, ist platte Angst. Auszuforschen, woher sie kommt ist Sache der Psychoanalytiker, ich bin es nicht«, schreibt Franz Kafka an seinen Freund Max Brod am 4. Dezember 1917. Die Maus ist der Hauptgegenstand des berühmten Briefs an Max Brod, einer der jüngsten spektakulären Kafka-Erwerbungen des Archivs – dank einem ungewöhnlich großen Engagement von Céline und Heiner Bastian, die den Ankauf des Briefes durch einen hohen Betrag erst ermöglichten und ihn für Marbach ersteigerten, sowie der Initialspenden zweier Mäzene und weiterer Förderer. Kafkas Mäuse-Brief ist nun vom 10. April an erstmals in einer Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne zu sehen, zusammen mit anderen seiner Handschriften und Zeugnissen seiner Wirkung auf Autoren wie Elias Canetti, W.G. Sebald und Gilles Deleuze. Am 3. Mai sprechen Andreas Platthaus, Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt über Franz Kafka und seine Mäusegeschichten. Die Ausstellung wurde von Heike Gfrereis entwickelt; das grafische Konzept hat Diethard Keppler entworfen.
Vier Briefseiten über Mäuse (und Katzen) und dennoch ein Schlüsseltext? Die Ausstellung begibt sich mit 62 Exponaten auf die Spuren der Mäuse als Künstler des Verschwindens und Verwandelns in Kafkas Werk. »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagt die Katze in der Kleinen Fabel (1920) zur Maus und frisst sie. In Kafkas letzter Erzählung gehören die Heldin und der Erzähler selbst zu den Mäusen: Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse (1924). Kafkas Welt ist die der Häuser, Zimmer und Keller, kaum die der Natur und schon gar nicht der wilden Tiere. Sein Käfer ist eigentlich ein Mensch und liegt auf dem Rücken im Bett, sein Riesenmaulwurf treibt sein fabelhaftes Unwesen in einem Dorf, sein Hund betreibt Wissenschaft, eine Hausmaus, deren Pfeifen als Gesang erscheint, wird zur Diva. »Kafka lebt einzig auf diesen Vorgang hin, den Vorgang der Verwandlung seiner Existenz in das Schreibwesen – den Schreibengel oder das Schreibtier«, so beschreibt Peter von Matt den Dichter in seinem Schaffensprozess. An seine Geliebte, die Journalistin Milena Jesenská, schreibt Kafka im Jahr 1920: »Und was die Maus betrifft so war in der Nacht zwar nichts mehr zu hören, als ich aber früh die Wäsche vom Kanapee nahm, fiel etwas kleines dunkles langschwänziges, piepsendes heraus und verschwand gleich unter dem Bett. Das dürfte doch sehr wahrscheinlich die Maus gewesen sein, nicht? Auch wenn es nur in meiner Einbildung langschwänzig war und gepiepst hat? Jedenfalls konnte man unter dem Bett nichts finden (soweit man zu suchen wagte).«
Die Veranstaltung mit Peter von Matt und Andreas Platthaus findet am 3. Mai, 18 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium des Literaturmuseums der Moderne statt. Der Eintritt kostet 9,- / erm. 7,- Euro. Für Mitglieder der Deutschen Schillergesellschaft ist der Eintritt frei. Karten sind auch im Vorverkauf erhältlich (www.reservix.de). Die Ausstellung ist an diesem Tag bis 21 Uhr geöffnet.
Zur Ausstellung findet ein Pressegespräch am Dienstag, 9. April, um 15 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium (Literaturmuseum der Moderne) statt. Um Anmeldung wird gebeten: presse@dla-marbach.de.
Zum Internationalen Museumstag am 12. Mai wird es einen Thementag »Kafkas Mäuse. Die Suche nach dem Kleinen« im Literaturmuseum der Moderne und Schiller-Nationalmuseum mit zahlreichen Führungen und freiem Eintritt geben.
Bei der Ausstellungseröffnung handelt es sich um eine geschlossene Veranstaltung.
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