Archiv von Peter Sloterdijk geht nach Marbach

Peter Sloterdijk übergibt sein Archiv dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. Der 1947 geborene Schriftsteller und Philosoph gehört zu den wichtigsten Public Intellectuals in Deutschland, er ist eine Ausnahmeerscheinung in der Kulturgeschichte der Republik. Mit seinem ungewöhnlichen Gespür für die Strömungen der Zeit ist es ihm immer wieder gelungen, kulturphilosophische und politische Debatten anzustoßen. Die Erwerbung des Vorlasses wurde ermöglicht durch die Beauftragte für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, Professor Dr. Hubert Burda und den Stifterverband der Deutschen Wissenschaft. Das Archiv enthält zahlreiche Manuskripte, Notizen und Entwürfe, Materialien aus seiner Studienzeit, Lebensdokumente und Fotos sowie eine große Zahl digitaler Dokumente, zu denen Textdateien seiner Bücher, Aufsätze und Vorträge zählen. Eine Besonderheit des erworbenen Bestandes bilden die 140 Notizhefte, in denen Sloterdijk philosophische Aphorismen, Reiseberichte, Lektüreeindrücke und Kommentare zum politischen Tagesgeschehen festhielt, diese wurden bisher teilweise publiziert. Zum Vorlass gehören auch Korrespondenzen mit Weggefährten wie Jan Assmann, Bazon Brock, Hans Ulrich Gumbrecht, Bruno Latour, Siegfried Mauser, Thomas Macho und Rüdiger Safranski, mit dem er jahrelang das Philosophische Quartett im ZDF leitete. Hinzu kommen Audiodateien von zahlreichen Vorlesungen und Vorträgen.
Die thematische Bandbreite von Peter Sloterdijks mehr als 50 seit den 80er Jahren erschienenen Büchern reicht von Philosophie, Ethik, Religion und Literatur über die Flüchtlingskrise, Steuer- und Europapolitik bis hin zu Psychoanalyse, Feminismus und Sport. Einige seiner Veröffentlichungen wie Regeln für den Menschenpark (1999) oder Die Revolution der gebenden Hand (2009) waren Ausgangspunkt großer öffentlicher Kontroversen. Seine zweibändige Kritik der zynischen Vernunft (1983) gilt heute es als eines der wichtigsten philosophischen Werke der Nachkriegszeit. In der Sphären-Trilogie (1998/99) entwickelt er auf rund 2.500 Seiten in Auseinandersetzung u.a. mit Heidegger eine Raumphilosophie, die zugleich eine Menschheitsgeschichte und eine umfassende Theorie der Gegenwart ist. Neben seinen philosophischen und essayistischen Büchern hat Sloterdijk auch fiktionale Texte veröffentlicht. 1985 erschien die »philosophische Erzählung« Der Zauberbaum. Die Entstehung der Psychoanalyse im Jahr 1785. Sloterdijk schrieb das Libretto zu Jörg Widmanns Oper Babylon, die 2012 in München uraufgeführt wurde. 2015 übersetzte er Antoine de Saint-Exupérys Klassiker Der kleine Prinz. Zuletzt erschien 2016 der E-Mail-Roman Das Schelling-Projekt. Peter Sloterdijk wurde 1992 auf den Lehrstuhl für Philosophie und Ästhetik an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in seiner Geburtsstadt Karlsruhe berufen, deren Rektor er von 2001 bis 2015 war.
Peter Sloterdjik wurde vielfach geehrt, u.a. mit dem Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik (1993), dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (2005), dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2005), dem Lessing-Preis für Kritik (2008), dem Cicero Rednerpreis (2008), dem Ludwig-Börne-Preis (2013) und dem Helmuth-Plessner-Preis (2017); er ist seit 2006 Commandeur des Ordre des Arts et des Lettres.
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