Ausstellungseröffnung ›Die Erfindung von Paris‹
Am 13. Juni, 19.30 Uhr; Pressekonferenz am 12. Juni, 11 Uhr
»Das ist eine Stadt! Er kann sich das nicht denken. Nicht, daß nun alles in eitel Glanz gehüllt wäre – keine Spur. Aber wenn man mit offenen Augen und einem Buch durch die Straßen geht und sich mal überlegt, was da alles gewesen ist, und wer da gewesen ist – und wenn man sieht, wie Historisches und unsere Zeit ineinander übergehen – das ist einzig«, schreibt Kurt Tucholsky als Korrespondent in Paris an seine große Liebe Mary Gerold im Jahr 1924. Seine journalistischen Arbeiten für die Vossische Zeitung und die Weltbühne handeln von Frankreich und seiner Metropole, von der »Kleinstadt« Berlin und der Weimarer Republik. Er steht in einer langen Tradition von Literaten, die über Jahrhunderte hinweg die französische Hauptstadt gelesen, erdacht und erschrieben haben. Die einen finden die Stadt der Liebe, die anderen die Hauptstadt des 19.Jahrhunderts.
Dem imaginären Paris, der Stadt, die bei Tag und Nacht auf dem Papier entworfen wird, widmet sich die große Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne ›Die Erfindung von Paris‹. Aus dem Geist der Literatur konzipiert, trifft sie das seit dem kometenhaften Aufstieg von Emmanuel Macron neu erwachte politische und ästhetische Interesse an Paris und den französischen Zuständen. Zur Eröffnung am 13. Juni sprechen die Botschafterin der Französischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland, Anne-Marie Descôtes, der langjährige ARD-Korrespondent in Paris, legendäre ›Tagesthemen‹-Moderator und Publizist Ulrich Wickert und Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die Ausstellung haben Ellen Strittmatter und Susanna Brogi kuratiert; für die Gestaltung zeichnen Sophie Merz (Ausstellungsarchitektur) und Clemens Hartmann (Grafik) verantwortlich.
Mit mehr als 400 Exponaten zeigt die Ausstellung, wie eine Stadt in der Phantasie entsteht und wie weit die Prägungen durch Autorinnen und Autoren und die Kraft ihrer Bilder reichen: Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen poetische Paris-Entwürfe u.a. von Heinrich Heine, Walter Benjamin, Rainer Maria Rilke, Helen und Franz Hessel, Joseph Roth, Kurt Tucholsky, Claire und Yvan Goll, Felix Hartlaub, Ernst Jünger, Paul Celan, Peter Handke, Paul Nizon und Undine Gruenter. Die Ausstellung zeigt die Schriftsteller im Zwiegespräch mit der Stadt, aber auch mit der französischen Literatur und ihren Literaten.
Als Ausstellung in der Ausstellung laden eigens zu den literarischen Gangarten der Autoren komponierte Bildergänge mit etwa 220 Fotografien dazu ein, jenen Fotografen durch die Stadt zu folgen, deren Blick die Paris-Literatur besonders geprägt hat – in einer Reise durch die Zeit bis hin zu Aufnahmen einer Solidaritätskundgebung für die Opfer des Anschlags auf Charlie Hebdo an der Place de la République im Jahr 2015. Gezeigt werden fotografische Perspektiven von Mario von Bucovich, Yvon und Germaine Krull über Lothar-Günter Buchheim, Georg Stefan Troller und Roger Melis bis Barbara Klemm und Mirko Krizanoviz.
Eine literarische Erfindung des 19. Jahrhunderts ist der Flaneur, der mit Stift und Kamera je nach Sonnenstand und Lichtstimmung das Wesen der Großstadt erkundet. Walter Benjamin arbeitet von 1927 bis zu seinem Tod 1940 an seinem epochalen Passagen-Werk, aus dem er die Studie Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus ausgliedert. Für seine »Gesellschaftsbiographie« Jacques Offenbach und das Paris seiner Zeit (1937) legt Siegfried Kracauer dicht gefüllte Zettelkästen und ein Bilderarchiv an. Aufzeichnungen und Romane von Schriftstellern wie Peter Handke und Paul Nizon lassen – auf ganz unterschiedliche Weise – die Schwindel erregende Flüchtigkeit urbaner Zeichen ergründen.
Das rauschhafte Schauspiel der Straße verwandelt sich in seinen Bilderfluten fortwährend zu einem einzigartigen Panorama, einer flirrenden poetischen Wirklichkeit.
»Die Boulevards gewährten wirklich einen überaus ergötzlich bunten Anblick, und ich dachte an das alte Sprichwort: Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris«, so formulierte es schon Heinrich Heine – einer der ersten Erfinder von Paris – in seinen berühmten Reportagen in der Allgemeinen Zeitung.
Ausstellung
Die Ausstellung ›Die Erfindung von Paris‹ wird am 13. Juni um 19.30 Uhr im Humboldt-Saal (Archivgebäude) eröffnet. Der Eintritt ist frei. Sie ist vom 14. Juni 2018 bis 31. März 2019 im Literaturmuseum der Moderne zu sehen.
Pressekonferenz
Die Pressekonferenz findet am 12. Juni um 11 Uhr statt. Um Anmeldung wird gebeten: presse@dla-marbach.de.
Katalog
Marbacher Katalog 71: Die Erfindung von Paris. Herausgegeben von Susanna Brogi und Ellen Strittmatter. Zahlreiche farbige Abb. Fadengeh. Broschur mit tiefen Klappen, SU. Marbach am Neckar: Deutsche Schillergesellschaft, 2018. ISBN 978-3-944469-38-6. EUR 30,00
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