Siegfried Unseld, der Verleger

Foto: DLA Marbach.
Ein Porträt in Briefen
Ausstellungseröffnung am 14. Juli
Als Student entdeckte Siegfried Unseld (1924–2002) Briefe für sich als wichtige Arbeits- und Lebensform. In ihnen ordnete er seine Gedanken. Sie begleiteten und festigten Freundschaften und halfen ihm immer wieder im Laufe seiner beispiellosen Karriere. Wichtige Förderer wie Hermann Hesse und Peter Suhrkamp lernten ihn in der Nachkriegszeit zunächst schriftlich kennen. Auch als Reisen und Telefonieren selbstverständlich geworden waren, legte der berühmt gewordene Verleger größten Wert auf seine Korrespondenz. Für die Ausstellung ›Siegfried Unseld, der Verleger. Ein Porträt in Briefen‹ anlässlich seines 100. Geburtstags am 28. September 2024 wurden im Literaturmuseum der Moderne u.a. Fotografien und rund 60 aus weit über 50.000 Briefen ausgewählt. In ihnen spiegeln sich nicht nur Unselds Karriere, seine Ideen, sein kaufmännisches Geschick und seine verlegerischen Ziele, sondern auch die Literatur- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik.
Zur Ausstellungseröffnung sprechen am 14. Juli um 15 Uhr im Deutschen Literaturarchiv Ulla Unseld-Berkéwicz, Aufsichtsratsvorsitzende des Suhrkamp Verlags, der Schriftsteller Durs Grünbein, Jan Bürger, Leiter des Siegfried Unseld Archivs, und Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Frankfurter Bürgerstiftung und dem Suhrkamp Verlag und wurde von Jan Bürger und Vera Hildenbrandt, Leiterin der Museen, kuratiert. Gestaltet wurde sie von Limited Inc, Stuttgart.
Die Ausstellung rückt das beispiellose intellektuelle und künstlerische Netzwerk des legendären Verlegers ins Zentrum. Gezeigt werden der Schreibtisch aus seiner Frankfurter Villa, an dem viele seiner Briefe entstanden, Teile der von ihm akribisch gepflegten Produktionsbibliothek des Verlags und vor allem aufsehenerregende Korrespondenzen mit Kolleginnen und Kollegen, Freunden und Bekannten wie Ingeborg Bachmann, Djuna Barnes, Samuel Beckett, Hans Magnus Enzensberger, Max Frisch, Hermann Hesse, Henry Kissinger, Hannelore (›Loki‹) Schmidt und Peter Suhrkamp. Unter Unselds Leitung machte der Verlag die Gesellschaftskritik der Frankfurter Schule populär und die Stimmen verfolgter jüdischer Autoren wie Walter Benjamin, Ernst Bloch und Nelly Sachs wieder hörbar. Der Verlag lenkte zudem den Blick auch auf die außereuropäischen Literaturen. Mit seinem wissenschaftlichen Programm prägt er gesellschaftspolitische und akademische Debatten bis heute. Indem Unseld unter dem Dach seines Verlags unterschiedlichste Strömungen und Tendenzen zu vereinen wusste, schuf er die legendäre ›Suhrkamp culture‹ (George Steiner).
Seit 2010 wird im Deutschen Literaturarchiv das Siegfried Unseld Archiv (SUA) erschlossen und erforscht. Es umfasst die Archive des Suhrkamp Verlags, des Insel Verlags (1963 von Unseld übernommen), des Jüdischen Verlags sowie des Deutschen Klassiker Verlags. Hinzu kommen die persönlichen Nachlässe der Verleger. Mit über 11.000 Archivkästen gehört das SUA zu den umfangreichsten und bedeutendsten Beständen zur Literatur des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung wird in Teilen ab Herbst 2024 (Eröffnung: 26. September 2024 um 18 Uhr) bei der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen in Frankfurt a.M. zu sehen sein; auch am Samstag, 28. September, dem 100. Geburtstag des Verlegers (von 10 bis 18 Uhr). Die Ausstellung läuft bis zum 22. November 2024; Link: https://www.frankfurter-buergerstiftung.de/programm/ausstellungen/siegfried-unseld-der-verleger-ein-portraet-in-briefen
Eine Presseführung zur Ausstellung findet am 11. Juli, 11 Uhr, im Literaturmuseum der Moderne statt. Anmeldung: presse@dla-marbach.de.
Korrespondierend zur Ausstellung erscheint im Suhrkamp Verlag am 23. September Siegfried Unseld: Hundert Briefe. Mitteilungen eines Verlegers 1947–2002, hrsg. von Ulrike Anders und Jan Bürger und im Verlag C.H. Beck am 21. August das Themenheft Unternehmen Unseld der Zeitschrift für Ideengeschichte mit Beiträgen u.a. von Mara Delius, Durs Grünbein, Ina Hartwig, Florian Illies, Michael Krüger (20 €).
Das Ausstellungsprogramm finden Sie in unserem Kalender: www.dla-marbach.de/kalender.
Am 14. Juli ist der Eintritt ins Literaturmuseum der Moderne frei.
Förderer: Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Adolf Christ Stiftung, Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung.
»Es wäre jetzt schöner, säßen wir uns gegenüber, mit oder ohne Wein, lieber mit.« | Siegfried Unseld an Max Frisch, 9. Februar 1966
»Dein Brief warf keine Probleme, nur Überlegungen auf. Es geht auch für Dich nicht um die Gefahr eines neuen Abenteuers. Du brauchst einen Verlag …« | Siegfried Unseld an Ingeborg Bachmann, 30. März 1967
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