Buchvorstellung und Gespräch: Weltbürger. Brasilien und die jüdischen Flüchtlinge. Mit Maria Luiza Tucci Carneiro und Marlen Eckl

Viele jüdische Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller flohen in der Zeit des Nationalsozialismus nach Lateinamerika. Einer der berühmtesten Emigranten in Brasilien war der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig, er erhielt ein permanentes Aufenthaltsvisum. Insgesamt aber verhielten sich lateinamerikanische Staaten angesichts der in Lebensgefahr schwebenden Flüchtlinge oft gleichgültig oder verschärften in dieser Zeit sogar ihre Immigrationsbestimmungen noch. Am Beispiel der Integrationspolitik Brasiliens gibt Maria Luiza Tucci Carneiro, eine der renommiertesten Antisemitismus-Forscherinnen Brasiliens, im Gespräch mit der Historikerin und Übersetzerin Marlen Eckl einen Einblick in ein bisher wenig beleuchtetes Kapitel der deutsch-brasilianischen Geschichte. In ihrem gerade erschienenen Buch Weltbürger. Brasilien und die jüdischen Flüchtlinge 1933-1948, das sie am 16. September im Literaturmuseum der Moderne vorstellt, erläutert sie unter Berücksichtigung von Materialien aus brasilianischen und internationalen Archiven die politischen und historischen Umstände der restriktiven Immigrationsvorschriften. Die Autorin erschließt bislang unbekannte historische Zusammenhänge, die das Handeln des Regimes in dieser Zeit prägten.
In den umfangreichen Marbacher Exilbeständen führen zahlreiche Spuren in die Länder Lateinamerikas, u.a. nach Brasilien. Die Korrespondenzen, Dokumente und Sammlungen von deutschsprachigen Schriftstellern wie Stefan Zweig, Ulrich Becher oder Karl Lieblich erzählen nicht nur einzelne deutsch-brasilianische Exilschicksale, sondern zeugen auch von den politischen und literarischen Verbindungen zwischen Deutschland und Lateinamerika. Mit den zahlreichen Verlagsarchiven, u.a. dem Archiv des Suhrkamp Verlags mit Autoren wie Clarice Lispector oder João Ubaldo Ribeiro, sind gegenwärtige Austauschprozesse dokumentiert. In den letzten Jahren hat das Deutsche Literaturarchiv Marbach die Forschungskooperationen mit der lateinamerikanischen Germanistik systematisch ausgebaut, u.a. in der Zusammenarbeit mit dem Lateinamerikanischen Germanistenverband (ALEG). Mit dem Marbacher Hilde Domin-Stipendium werden zudem junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler gefördert, die sich auf Grundlage der Marbacher Archiv- und Bibliotheksbestände mit lateinamerikanisch-deutschen Literaturbeziehungen befassen.
Die Veranstaltung findet am 16. September 2014 um 19.30 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium (Literaturmuseum der Moderne) statt, der Eintritt ist frei. Anschließend gibt es kleine brasilianische Köstlichkeiten auf der Terrasse des Schiller-Nationalmuseums. Achtung! Die Veranstaltung war bisher nicht angekündigt!
In Verbindung mit der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft e.V.
Kontakt
Alexa Hennemann
Leiterin Referat Kommunikation
Telefon +49 (0) 7144 / 848-173
E-Mail alexa.hennemann@dla-marbach.de
Dr. Dietmar Jaegle
Stv. Leiter Referat Kommunikation / Publikationen
Telefon +49 (0) 7144 / 848-604
E-Mail dietmar.jaegle@dla-marbach.de
Vinca Lochstampfer, M.A.
Referentin Social Media / Tourismus, Marketing
Telefon +49 (0) 7144 / 848-103
E-Mail vinca.lochstampfer@dla-marbach.de
Frederike Teweleit-Lutze
Mitarbeiterin Veranstaltungsmanagement
Telefon +49 (0) 7144 / 848-120
E-Mail frederike.teweleit-lutze@dla-marbach.de
Katja Kesselheim, M.A.
Sekretariat
Telefon +49 (0) 7144 / 848-174
E-Mail presse@dla-marbach.de