Lyriktelefon wieder ab 21. Januar

In der 4. Folge lesen Katharina Hauter, Anke Schubert, Boris Burgstaller, Reinhard Mahlberg, Klaus Rodewald und Michael Stiller Gedichte von Hilde Domin und Rainer Maria Rilke
Am 21. Januar 2021 geht das Lyriktelefon wieder auf Sendung. Nachdem sich das Live-Format von Schauspiel Stuttgart und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach während des ersten Lockdowns großer Beliebtheit erfreute, schenkt das Ensemble des Schauspiels Stuttgart auch während des neuerlichen Lockdowns Zuhörer*innen Poesie live am Telefon.
In der 4. Folge lesen Katharina Hauter, Anke Schubert, Boris Burgstaller, Reinhard Mahlberg, Klaus Rodewald und Michael Stiller Gedichte von Hilde Domin und Rainer Maria Rilke.
Weitere Folgen sind geplant mit Gedichten von Mascha Kaléko, Erich Kästner, Helga M. Novak, Gottfried Benn, Ivan Goll, Else Lasker-Schüler, Hermann Hesse, Robert Gernhardt, Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass, Peter Rühmkorf und Jörg Fauser. Eine besondere Folge des Lyriktelefons wird Gedichte für Kinder präsentieren.
Ab dem 21. Januar ist das Lyriktelefon von Montag bis Freitag, jeweils von 17 bis 19 Uhr wieder aktiv.
Kostenlose Termine können ab dem 20.01.2021 bis jeweils 11 Uhr eines »Vorstellungstags« online gebucht werden unter www.schauspiel-stuttgart.de/spielplan.
Über Spenden freut sich die Künstler*innen Soforthilfe Stuttgart:
Empfänger: Kultig e. V.
GLS Bank
IBAN: DE21 4306 0967 7005 4549 00
Betreff: »Künstlersoforthilfe«
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Théatrophone berühmt: Mit Hilfe des Telefons wurden damals Opern- und Theateraufführungen in die Salons des Pariser Bürgertums übertragen – live. Nicht nur der Schriftsteller Marcel Proust gehörte zu den begeisterten Zuhörern dieses telefonischen Theaters. Dial-A-Poem nannte der amerikanische Performancekünstler und Lyriker John Giorno 1968 seine Aktion, bei der auf Tonbändern aufgenommene Gedichte telefonisch abgehört werden konnten.
In Zeiten reduzierter sozialer Kontakte, in denen unsere Bühnen geschlossen sind, entdecken wir das Telefon als künstlerisches Medium wieder. Am Lyriktelefon lesen Schauspielerinnen und Schauspieler des Stuttgarter Staatstheaters Zuhörerinnen und Zuhörern Gedichte vor. Der Fernsprecher imaginiert persönliche Anwesenheit. So werden die eigenen vier Wände zum Raum für Fantasien, ja zur Bühne.
Krisenzeiten sind Hochzeiten der Nachbarschaftshilfe: Für das Lyriktelefon kooperiert das Schauspiel Stuttgart mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach, das im Literaturmuseum der Moderne die Ausstellung Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie zeigt. So stehen im Lyriktelefon Dichterinnen und Dichter im Vordergrund, deren Handschriften in Marbach gesammelt werden.
Hilde Domin
Noch als Studierende wurde Hilde Domin – geboren 1909 als Hildegard Dina Löwenstein – und ihr Ehemann Erwin Walter Palm gezwungen, zunächst nach Italien, dann nach England und schließlich in die heutige Dominikanische Republik zu emigrieren. Beide stammten aus jüdischen Familien. Domin hatte in Heidelberg und Berlin Sozial- und Staatswissenschaften studiert und sich früh mit den Gefahren, die von Hitler ausgingen, beschäftigt. Im Exil wurde sie zur Dichterin. Sich selbst nannte sie »eine Sterbende, die gegen das Sterben anschrieb«. Das Paar kehrte 1954 nach Europa zurück. Fünf Jahre später erschien Hilde Domins erster
Gedichtband Nur eine Rose als Stütze im S. Fischer Verlag.
In Domins Werk spiegeln sich die Erfahrungen von Flucht und Exil wider. Gefühle von Instabilität aller Beziehungen und Fremdheit in der eigenen Heimat prägten Domins Leben auch nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. Über fünf Jahrzehnte hinweg entstanden weitere Gedichtbände, aber auch Erzählungen, der Roman Das zweite Paradies (1968) und eine Fülle von Essays. 2006 starb Hilde Domin in Heidelberg, ihr Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Zu ihrem 100. Geburtstag erschienen im S. Fischer Verlag ihre Sämtlichen Gedichte (herausgegeben von Nikola Herweg und Melanie Reinhold) sowie der Band Die Liebe im Exil. Briefe an Erwin Walter Palm aus den Jahren 1931-1959 (herausgegeben von Jan Bürger und Frank Druffner), mit dem ihr umfangreiches Briefwerk erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Rainer Maria Rilke
1975, zu Rainer Maria Rilkes 100. Geburtstag, stellte Hilde Domin fest: »Es war eine der Verblüffungen meiner Rückkehr nach Deutschland, 1954, wie abgewertet Rilke hier war, während er in Lateinamerika neue Übersetzer anzog. Wer etwas auf sich hielt, empfahl Trakl, als den ungleich Bedeutenderen.«
Dieser Befund gehört lange der Vergangenheit an: Im 21. Jahrhundert ist Rilke als einer der wichtigsten Vertreter der literarischen Moderne fast unumstritten. Gedichte wie »Archaïscher Torso Apollos« oder »Der Panther« stellen für Menschen aus allen Altersgruppen den Inbegriff von Lyrik dar. Die Erkundung der eigenen Innenwelt in der Natur, mit anderen oder auch in Dingen, wie sie Rilke mit seiner Dichtung vorführt, fasziniert nach wie vor.
Rilkes Leben und literarisches Schaffen um die Jahrhundertwende waren geprägt von Begegnungen mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern, darunter Auguste Rodin oder die Mitglieder der Künstlerkolonie in Worpswede, sowie ausgedehnten Aufenthalten und Reisen in Frankreich, Italien und Russland. Bedeutende Teile seines Nachlasses befinden sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach, und einige seiner Manuskripte und Briefe sind dort im Literaturmuseum der Moderne zu sehen. 2017/18 sorgte die Ausstellung Rilke und Russland für Aufsehen, die in Marbach und Moskau gezeigt wurde. Der von Thomas Schmidt herausgegebene Ausstellungskatalog ist nach wie vor lieferbar.
Textauswahl: Ingoh Brux, Christina Schlögl, Sarah Tzscheppan (Schauspiel Stuttgart) und Jan Bürger (Deutsches Literaturarchiv)
Das aktuelle Programm mit Besetzung und Informationen zu den gelesenen Gedichten gibt es unter www.schauspiel-stuttgart.de/spielplan/monatsplan/lyriktelefon sowie www.dla-marbach.de.
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