Eröffnung: »Die Gabe / The Gift«
Im Herbst des Jahres 1910 lassen Hermann und Julie Kafka von jedem einzelnen Familienmitglied ein Porträt anfertigen. Die im berühmten Prager Atelier Schlosser & Wenisch entstandene, herausragende Aufnahme von Franz Kafka haben Céline und Heiner Bastian im Jahr 2015 dem Deutschen Literaturarchiv Marbach übereignet. Ihren »Gabencharakter« sehen Museumsbesucher dem Exponat, Forscher einer Archivalie nicht unbedingt an. Ob das Porträt gestiftet, die Handschrift aus Drittmitteln gekauft oder aus dem Etat erworben wurde, erschließt sich selten unmittelbar. Die neue Ausstellung
»Die Gabe / The Gift« lenkt das Augenmerk auf die, die meist im Verborgenen bleiben: die Geber, die Stifter und Mäzene. Mit ihnen werden die Wege besonderer Gaben in die Magazine des Deutschen Literaturarchivs beleuchtet, einige erscheinen unendlich lang und kompliziert, andere Übertragungen geschehen lautlos und schnell, manch eine Gabe wurde zum ersten Stück einer bedeutenden Sammlung. »Die Gabe« ergründet einen ganz besonderen Zusammenhang: Die Verbindung zwischen Werken, Urhebern und Stiftern, ohne die eine Institution wie das Deutsche Literaturarchiv Marbach nicht denkbar wäre.
Zur Eröffnung der Ausstellung »Die Gabe / The Gift« sprechen die Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg Petra Olschowski, die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder Isabel Pfeiffer-Poensgen und der Kunsthistoriker Andreas Beyer über Stiftungspolitik, Mäzenatentum und die Kultur des Schenkens. Susanna Brogi und Magdalena Schanz haben die Ausstellung kuratiert; die Gestaltung haben HG Merz und Sophie Merz vom Büro mm+ übernommen.
Von der unterschiedlichen Motivation des Schenkens, vom Geben, Wertschätzen, Erwidern und vom Bitten erzählt die Wechselausstellung »Die Gabe / The Gift« in historischer Perspektive von der Gründung bis in die Gegenwart des Archivs. Der Apfel als »Urgabe« schlechthin – in seinem symbolischen Reichtum und seiner Ambivalenz – bleibt in der Ausstellung literarisch allgegenwärtig, als Aquarell von Schillers Lieblingsschwester Christophine, als Zielobjekt im Wilhelm Tell, als Briefbeigabe der Mutter von Franz Kafka, im Gedicht Schneewittchen von Gertrud von le Fort oder in Günter Eichs Äpfel. Rund 160 Handschriften, Porträts und Stücke von u. a. Friedrich Hölderlin, Theodor Storm, Hermann Hesse, Else-Lasker Schüler und Ror Wolf, Malern wie Max Liebermann und Max Beckmann und den Verlegern Johann Friedrich Cotta, Siegfried Unseld und Samuel Fischer werden gezeigt. Den Auftakt bildet das Holz-Urmodell des Poesieautomaten von Hans Magnus Enzensberger; vier Ausstellungsbilder, »Kerne«, »Blüten und Blätter«, »Gehäuse« und »Marbacher Pomologie«, offenbaren die Eigenheiten ausgesuchter Marbacher Gaben. Den Reigen vollendet die einzige Leihgabe der Ausstellung, das dreidimensionale Collage-Objekt Am Anfang war das Wort des Künstlers Jiří Kolář aus den Sammlungen des Neuen Museums Nürnberg.
Eine Marbacher Geschichte des Gebens zu rekonstruieren, heißt auch, von den Gründern, Befürwortern – den mäzenatischen Urvätern der Einrichtungen zu erzählen: Dies sind der Bankier Kilian Steiner (1833-1903) und der erste Präsident der Bundesrepublik Theodor Heuss (1884-1963). Dem Mäzenekreis, knapp hundert Personen, die das DLA seit zwanzig Jahren begleiten, und den vielen anderen Gebern, die die dynamische Entwicklung dieses großen kulturellen Speichers gefördert haben: diesen allen ist die neue Ausstellung gewidmet.
»Die Gabe / The Gift« wird am Donnerstag, 10. November um 18 Uhr im Tagungsbereich (Archivgebäude) eröffnet. Anschließend, um 20 Uhr, hält der Literaturwissenschaftler, Autor und Mäzen Jan Philipp Reemtsma die diesjährige Schillerrede.
Eine Pressekonferenz findet am 9. November um 11 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium statt. Um Anmeldung wird gebeten: presse@dla-marbach.de.
Zur Ausstellung erscheint ein Marbacher Magazin: MM 155.156 | Die Gabe / The Gift. Schmuckstücke der Marbacher Sammlungen. 222 Seiten, zahlreiche farb. Abb. Broschiert. ISBN 978-3-944469-19-5. EUR 18,00.
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