Erhaltung und Erforschung deutsch-jüdischer Nachlässe in Israel - Koordinationsstelle des Deutschen Literaturarchivs Marbach und des Rosenzweig Minerva Center (Jerusalem) vom Auswärtigen Amt weiter gefördert

Die Koordinationsstelle zur Erforschung deutsch-jüdischer Nachlässe in Israel, die auf Initiative des Deutschen Literaturarchivs Marbach, des Rosenzweig Minerva Research Centers (Jerusalem) und der Universität Bonn eingerichtet wurde, kann ihre Projektarbeit durch finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amts ausbauen. Bereits in der einjährigen Pilotphase 2012/2013 gelang es, eine tragfähige Struktur für die dezentralisierte Erschließung und die digital vernetzte Zugänglichkeit bedeutender und zugleich noch nicht langfristig gesicherter deutsch-jüdischer Nachlässe und Sammlungen in israelischen Archiven zu schaffen. Die Weiterführung und Erweiterung des am 1. September 2012 begonnenen Kooperationsprojekts leistet einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung einer in Israel in besonderer Vielfalt vorhandenen kulturellen Erinnerung an die deutsch-jüdische Geschichte vor 1933, der Geschichte des intellektuellen Exils und der Aufnahme deutschsprachiger Einwanderer und Flüchtlinge in der israelischen Kultur und Gesellschaft. Ein akademisches Seminarprogramm gewährleistet zudem die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Israel und Deutschland in einem internationalen, disziplinübergreifenden Rahmen. Die bisher nicht erschlossenen bedeutenden historischen Quellen sollen nicht nur als gefährdetes Kulturgut und Forschungsmaterial bewahrt und zugänglich gemacht werden, sondern auch als Grundlage neuer Fragestellungen im deutsch-israelischen Kultur- und Forschungsdialog, im gesellschaftlichen Diskurs zur deutsch-jüdische Geschichte in beiden Staaten sowie in der internationalen Forschung dienen.
Die koordinierende Arbeitsstelle ist an das Franz Rosenzweig Minerva Forschungszentrum der Hebräischen Universität in Jerusalem unter der Leitung von Yfaat Weiss angebunden. Das Forschungszentrum widmet sich der deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert in ihrer ganzen Vielfalt, seit seiner Gründung im Jahr 1990 werden hier insbesondere auf israelische Archivbestände bezogene Forschungsprojekte initiiert und unterstützt. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA), eines der weltweit größten und bedeutendsten Archive für Literatur und Geistesgeschichte, wirkt als Träger der Koordinationsstelle und gewährleistet die Beratung nach internationalen Kriterien. Bestandsbezogen beteiligt sind zudem die National Library of Israel (NLI), Jerusalem, sowie das Leo Baeck Institute (LBI), Jeru-salem. In der Nationalbibliothek und im Leo Baeck Institute werden projektrelevante Bestände erschlossen und gemeinsam mit Marbacher Beständen erforscht.
Im Rahmen des Projekts, das von Caroline Jessen (DLA Marbach) geleitet wird, werden zurzeit mehrere Erschließungsprojekte in enger Zusammenarbeit von israelischen und deutschen Archivaren, Forschern und Nachwuchswissenschaftlern gefördert. In der Pilotphase können insbesondere Nachlässe und Sammlungen deutsch-jüdischer Publizisten und Intellektueller erschlossen werden: In den Central Zionist Archives, Jerusalem, beendet Margarita Fortus im September 2013 die Ordnung und Verzeichnung des um Tagebücher und Briefe aus Privatbesitz ergänzten Nachlasses der Journalistin (Jüdische Rundschau, Menorah u. a.) und WIZO-Funktionärin Nadja Stein. In den Central Archives for the History of the Jewish People erschließt Sonja Dickow einen in Privatbesitz entdeckten Teilnachlass des Journalisten (Berliner Tageblatt, Jüdische Rundschau, Palestine Post u. a.) und Kinderbuchautors C.Z. Kloetzel, der im Juli dem Archiv übergeben wurde. Auch die Erschließung von Archivbeständen zum Freundeskreis des Habima-Theaters im Israeli Documentation Center for the Performing Arts durch den Promotionsstudenten Jan Kühne konnte im Rahmen des Projekts gefördert werden. Dem Freundeskreis gehörten Kulturschaffende wie Martin Buber, Lion Feuchtwanger, Max Reinhardt und Karl Wolfskehl an. Das aufwändigste der laufenden Projekte betrifft den umfangreichen Teilnachlass des zionistischen Publizisten, Bibliothekars und Netzwerkers Heinrich Loewe in der Stadtbibliothek Tel Aviv, dem Beit Ariela. Bis Ende des Jahres wird mit Hilfe der Literaturwis-senschaftlerinnen Lina Barouch und Judith Siepmann der bislang unerforschte Bestand für die Forschung zugänglich gemacht, der insbesondere wichtige Quellen zur Geschichte des Frühzionismus in Deutschland und zur Geschichte des israelischen Bibliothekswesens enthält. Im kommenden Jahr werden die Projektpartner neben der Erschließung weiterer Nachlässe und Sammlungen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern insbesondere die Zugänglichkeit und Erforschung von Nachlässen deutsch-jüdischer Gelehrter in Israel fördern, da diese eine wichtige Quelle für Forschungsarbeiten zum deutsch-israelischen Wissensaustausch und Kulturtransfer darstellen.
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E-Mail frederike.teweleit-lutze@dla-marbach.de
Katja Kesselheim, M.A.
Sekretariat
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