Ausstellungseröffnung ›Thomas Mann in Amerika‹
Am 22. November
Mit Frido Mann und Meike Werner
»Es ist ein Trost zu wissen, dass Sie existieren, es scheint mir als ob Sie zu den Schutzmächten gehörten, die darüber wachen, dass nicht alles einfach ins Leere entgleitet«, so beschreibt Siegfried Kracauer in einem Brief an Thomas Mann im Jahr 1945 dessen außergewöhnliche Rolle im Netzwerk der Exilanten. Insgesamt 14 Jahre verbrachte Thomas Mann in den Vereinigten Staaten. Bis Kriegsende wirkte er als wichtigste Stimme des Exils und prominenter Vermittler, danach wieder hauptsächlich als Schriftsteller, der sich allerdings mit einer grundlegend veränderten Lage des Landes, in dem er einst Zuflucht gesucht hatte, auseinandersetzen musste: dem Beginn des Kalten Krieges. Die Ausstellung ›Thomas Mann in Amerika‹ im Literaturmuseum der Moderne fragt nach den Auswirkungen des amerikanischen Exils für Thomas Mann, der schon über 60 Jahre alt ist, als er in die Staaten geht, wo sich sein literarisches Denken und Schreiben noch einmal grundsätzlich ändern wird. So ließe sich der Ausstellungstitel auch gegen die Laufrichtung lesen: ›Amerika in Thomas Mann‹.
Als »Oval Office der Emigrationsbewegung auf Hitlers Terror in Berlin« bezeichnete Frank-Walter Steinmeier das 2016 von der deutschen Bundesregierung erworbene Thomas Mann-Haus in Pacific Palisades: Hier hielt Mann seine Radioansprachen, verfasste er bedeutende Romane und empfing Intellektuelle wie Martin Buber und Albert Einstein. Frido Mann verbrachte als Enkel von Thomas Mann viele Monate seiner Kindheit in der kalifornischen Mann-Villa: Zur Eröffnung am 22. November liest er in Marbach aus seinem gerade erschienenen Buch Das Weiße Haus des Exils und erzählt im Gespräch mit Jan Bürger (DLA) von seinen amerikanischen Jahren mit Thomas Mann, anschließend spricht die Literaturwissenschaftlerin Meike Werner (Nashville, USA). Die Ausstellung haben Ellen Strittmatter und Marc Wurich kuratiert. Für die Gestaltung zeichnet Sophie Merz (mm+) verantwortlich, für die Grafik Clemens Hartmann.
Fast alle Tagebücher, die vor 1933 entstanden sind, warf Thomas Mann im Mai 1945 in seiner Villa in Pacific Palisades ins Feuer. Ein in Arosa, im Schweizer Exil´begonnenes Heft markierte den Neuanfang. Rund 100 Exponate, darunter zahlreiche Leihgaben des Thomas-Mann-Archivs der ETH Zürich, zeigen den tiefgreifenden Wandel in Manns Selbstverständnis als Schriftsteller während seines US-amerikanischen Exils. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Materialien zu seinen in dieser Zeit entstandenen Romanen Joseph der Ernährer, Doktor Faustus und Der Erwählte, von Briefen, Film- und Tondokumenten erzählt die Ausstellung, auf welche Weise er literarischen Stoffen in dieser Zeit eine Form gab und wie sich der Literaturnobelpreisträger für zahlreiche europäische Gelehrte wie Hermann Broch, Robert Musil und Karl Wolfskehl einsetzte. Die Rolle, die seine Familie, insbesondere seine Kinder Erika und Klaus, bei seiner politischen Sensibilisierung gespielt haben, wird ebenfalls in den Blick genommen. Zahlreiche Fotografien aus der amerikanischen Zeit flankieren die Ausstellung.
Thomas Mann erfuhr bei seiner Übersiedlung in die USA die großzügige Unterstützung der Mäzenin Agnes E. Meyer, sie verschaffte ihm Anstellungen in Princeton und an der Library of Congress. Präsident Roosevelts Tod wird für Thomas Mann zu einer weiteren Zäsur, politischer Emigrant zu sein wird in der McCarthy-Ära gefährlich: Thomas Mann und seine Familie geraten in den Verdacht der Nähe zum Kommunismus. Seine »wiederholte Emigration« erfolgte 1952 mit der Rückkehr in die Schweiz als amerikanischer Staatsbürger; eine Rückkehr nach Deutschland kam für ihn nicht mehr in Frage.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich.
Eine Pressekonferenz zur Ausstellung findet am 21. November 2019 um 11 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium (Literaturmuseum der Moderne) statt.
Zur Ausstellung erscheint das Marbacher Magazin 163.164:
Thomas Mann in Amerika. Mit einem Interview mit Frido Mann und Essays von Hans Rudolf Vaget, Robert Galitz und Kai Sina. Ausstellungsteil von Ellen Strittmatter und Marc Wurich unter Mitarbeit von Michael Woll. 244 Seiten, zahlreiche farbige Abb., fadengeheftete Broschur mit SU. € 20,00. ISBN 978-3-944469-41-6
Die Eröffnung findet am 22. November um 19.30 Uhr im Kilian-Steiner-Saal (Archivgebäude) statt.
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