»Der ganze Prozess« mit Louis Begley am 7. November. Pressekonferenz am 7. November um 11 Uhr

»Gar nicht geschlafen. Nachmittag drei Stunden schlaflos und dumpf auf dem Kanapee gelegen, in der Nacht ähnlich. Es darf mich aber nicht hindern.« Diese Zeilen notiert Franz Kafka am 12. August 1914 in sein Tagebuch; einen Tag zuvor hatte er begonnen, einen Roman niederzuschreiben: Der Prozess. Im Literaturmuseum der Moderne ist jetzt drei Monate lang erstmals das ganze Manuskript zu einem der größten Bücher des 20. Jahrhunderts zu sehen: Blatt für Blatt und in seinem ursprünglichen, von Malcolm Pasley 1990 erstmals rekonstruierten Heft-Zusammenhang. Kafkas Manuskript eröffnet viele Lesarten und Deutungen. Über seinen persönlichen »Königsweg« zu Kafkas Prozess spricht zur Ausstellungseröffnung am 7. November der Schriftsteller Louis Begley: »Reading Kafka«. Die Ausstellung »Der ganze Prozess« wurde von Heike Gfrereis und Johannes Kempf entwickelt.
Die erhaltenen 161 Blätter des Manuskripts widersprechen der Vorstellung, ein Roman entstehe linear. Kafka hat in den rund sechs Monaten, die er am Prozess gearbeitet hat, Kapitel und Kapitelteile in zehn verschiedene meist 40 Blätter umfassende Hefte im Quartformat geschrieben. Häufig arbeitete er an mehreren Kapiteln zugleich in verschiedenen Heften, Seite an Seite mit Tagebucheinträgen und Entwürfen zu anderen Texten, kreuz und quer und manchmal auch auf dem Kopf. Im Januar 1915 brach Franz Kafka die Arbeit am Prozess ab. Ein Jahr nach Kafkas Tod, im Jahr 1925, veröffentlichte Max Brod, der die Handschriften nach dem Willen Kafkas hätte verbrennen sollen, eine Auswahl aus dem Prozess-Manuskript. Er deutete den Teil »Jemand musste Josef K. verläumdet haben« und die neun nur mit einem Deckblatt versehenen Konvolute als abgeschlossen und brachte sie in eine Reihenfolge; sechs Konvolute ließ er als Fragmente unpubliziert. Geisteswissenschaftler, Künstler und Schriftsteller wie Peter-André Alt, Stanley Corngold, Péter Esterházy, Saul Friedländer, Wilhelm Genazino, Friederike Groß, Anselm Kiefer, Sibylle Lewitscharoff, rosalie und Klaus Wagenbach haben im begleitenden Marbacher Magazin einzelne Seiten des Prozess-Manuskripts kommentiert und geben einen tiefen Einblick in Kafkas Werkstatt des Schreibens.
Die Ausstellungseröffnung findet am 7. November, 19.30 Uhr im Humboldt-Saal (Archivgebäude) statt. Die Ausstellung im Literaturmuseum der Moderne ist an diesem Tag geöffnet. Sie wird bis zum 9. Februar 2014 zu sehen sein. Das Marbacher Magazin zur Ausstellung kostet 12 Euro.
Die Pressekonferenz findet am 7. November um 11 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium (Literaturmuseum der Moderne) statt.
Vom 7.-9. November 2013 ist der »Weltautor Kafka« Gegenstand einer Marbacher Tagung u. a. mit Peter André Alt, Joachim Kalka, Vera Koubová, Galili Shahr, Reiner Stach und KD Wolff (Programm: http://www.dla-marbach.de/aktuelles/tagungen/index.html).
Foto: Jerry Bauer/Suhrkamp Verlag
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