Michelle Pucciarelli im Gespräch mit Andreas Platthaus

Welche Bedeutung hat Comic in Deutschland?
Ich schaue immer sehr neidisch nach Frankreich, nach Japan und in die Vereinigten Staaten, wo Comic durch eine längere Tradition nicht nur Teil des alltäglichen Bildervorrats ist, sondern auch als Lektüre vollkommen akzeptiert wird. In Deutschland hatten wir eine nicht bilderfeindliche, aber, sagen wir, comicfeindliche Tradition. Comic wurde als eine Art ausländische Form betrachtet; wir hatten die tollen Karikaturen, die großartigen satirischen Zeichnungen. Beim Comic sagte man sich in Deutschland, gerade in den Zwanziger-Jahren: »Naja, das ist doch etwas, was wir eigentlich gar nicht brauchen, wir sind doch viel anspruchsvoller. Wir machen politische Satire in Bildern. Also bitte nicht diese Abenteuergeschichten!« Dementsprechend haben wir Verspätung. Aber es ist in den letzten Jahren sehr viel besser geworden. Weiter...