Zwei Jahre Volontär in den Museen

Die spannendste Tätigkeit?
Die Recherchen zur Ausstellung »Die Reise. Fotos von unterwegs« – die erste große Wechselausstellung, an der ich mitarbeiten durfte. Bei der Arbeit im Archiv habe ich das, was immer nur unscharf als Aura bezeichnet wird, doch sehr körperlich gespürt. Da geht es in erster Linie gar nicht um das Entdecken, sondern um die Zeit, die plötzlich zusammenfällt. Hier ich und in meiner Hand ein Foto, das Hesse vor 80 Jahren gemacht hat. Roland Barthes hatte das mit dem Satz beschrieben: »Ich sehe die Augen, die den Kaiser gesehen haben.« So war es ein bisschen.
Die langweiligste?
Rücksortierungen! Sie sind notwendig und wichtig, aber leider langwierig und manchmal etwas kompliziert.

Das schönste Erlebnis?
Das gibt es viele. Am schönsten: Wenn Besucher mir das Gefühl gegeben haben, dass sie sich für eine Literatur begeistern lassen, die in den Marbacher Literaturmuseen ganz anders aussieht als in den Schulbüchern.
Das Lieblingsexponat?
Im »Wert des Originals« haben wir eine Tjurunga gezeigt - ein Kultobjekt der Aborigines –, das mich fasziniert hat, weil es nur verhüllt ausgestellt werden durfte und damit alles in Zweifel zog, was wir von einem Museum erwarten. Und weil ich damals gerade die »Songlines« von Bruce Chatwin gelesen habe, in denen es auch um diese Objekte geht, an denen für die Aborigines buchstäblich das Leben hängt: Zeigt man sie dem Falschen, kann man sterben.

Die Lieblingsausstellung?
»Der Wert des Originals«, weil sie sehr facettenreich war und perfekt gezeigt hat, dass das Marbacher Archiv genau das ist, was man immer hört: eine Schatzkiste.
Thomas H. Schmidt, geboren 1984, hat in Berlin, Potsdam und Wien Germanistik und Kunstgeschichte studiert und arbeitete seit Oktober 2013 als Volontär in den Museen. Am 1. März 2016 wechselte er an die Kunsthalle Mannheim.