Mein Jahr mit Stadelmaier

Keine Krott' in die Grott'!
Von Gerhard Stadelmaier, 27. Mai 2016
Was hat euch, ihr Verächter des Schlechten, die Grotte nur angetan, dass ihr sie so »grottenschlecht« macht, dass eine »grottenschlechte Inszenierung« ebenso wie ein »grottenschlechtes Fußballspiel«, ganz abgesehen von einer »grottenschlechten Ehe« oder einem »grottenschlechten Menü«, womöglich sogar einer »grottenschlechten Glosse«, in sie hineingeschmissen wird? Ist eine Grotte nicht etwas Wunderschönes, Verwunschenes? Siedelten denn in ihr nicht ganz früher Nymphen und Götter, die überm fein sprühenden Quellnebel zu schönen Statuen sinterten, später dann Heilige und Gottesmütter, rosenkranzumrankt über Mondsicheln ihren Schutzmantel ausbreitend? Sprudelten in ihr nicht wunderwirksame, der Anbetung würdige Wasser, die wie in Lourdes Lahme gehen machen (wenn der Lahme daran glaubt)? Und findet man dort, im sanktuarisch nüchternen Dämmer nicht alle die blauen Blumen wieder, die eine längst verschwundene Romantik einst vergeblich zu finden hoffte? Und wieso nehmt ihr mit eurer bequemen, laschen grottenlosen »G«-Schlamperei nicht wahr, dass das »K« viel besser zum Schlechten passt? Dass es die Kröte (südd. »die Krott'«) ist, die warzenüberzogene, hässlich geblähte und grauenvoll quakende Sumpf- und Matschbewohnerin, die das unterirdisch Schlechte, also wahrhaft Krottenschlechte sprachlich am allerbesten adjektiviert? Und würdet ihr jetzt bitte in allen euren krottenschlechten Medien mal die begriffslosen Sprachgriffel von der Grotte lassen? Denn sie ist grottengut! Danke.
Die nächste Kolumne in dieser Reihe erscheint am 10. Juni 2016.