Wiedersehen mit Stadelmaier

#hetoo
Von Gerhard Stadelmaier, 2. März 2018
Es kommen ja in diesen Tagen die abscheulichsten Taten sexueller Natur der Mächtigen ans Licht. Selbst dass ein ehemaliger Burgtheaterdirektor auf seinen Proben »schweinische Witze« erzählt und damit die Gefühle unschuldiger Schauspielerinnen verletzt haben soll, wird erst jetzt öffentlich. Hätte man, sagen wir, im Jahr 2012 erfahren, dass ein Regisseur sich aufgeführt habe wie ein Schwein, hätten alle die Achseln gezuckt und »Augen auf bei der Berufswahl!« gemurmelt. Nun aber, im Jahr 2018, kommt alles Perverse raus. Zum Beispiel auch dies: Ein Mädchen, das »Ostern, die nun verflossen, funfzehn Jahre alt war«, also verdammt minderjährig, wirft sich einem Mächtigen (einem Grafen), der ihm in der Silvesternacht in dessen Kammer auflauerte, wo es »im bloßen Hemdchen« lag, zu Füßen, reißt von zu Hause aus, verfolgt ihn, offenbart ihm seine tollsten Träume, geht für ihn durchs Feuer, dieweil er in schwülsten Phantasien badet von ihrer »jungen Seele, als sie heut nackt vor mir stand, von wollüstiger Schönheit gänzlich triefte, wie die mit Ölen gesalbte Braut eines Perserkönigs«. Und am Ende heiratet (!) die Minderjährige den Mächtigen, der ihr keine Chance lässt, als nur ihn zu lieben, und sie ihm keine, als ihr zu verfallen. Ein einziger pädophiler Männerphantasieschweinewitz! Bis der Staatsanwalt in dieser Sexualstrafsache ermittelt, sollten sich die #metoo-Beauftragten aller Regisseurstheater dafür einsetzen, das »Käthchen von Heilbronn« vom Spielplan zu nehmen.