4 | Literaturdaten: Digitale Sammlungsforschung
Die digitalen Bestände des DLA, die in allen Bereichen des Archivs – durch E-Mails, elektronische Skripten, Netzliteratur, virtuelle Bearbeitungen von Literatur in Games – stetig und schnell wachsen, bearbeiten wir mit Hilfe digitaler Sammlungsforschung. Sie findet im Rahmen zahlreicher Kooperationsprojekte statt: im Verbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, der seit 2019 in der zweiten Phase durch des Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, im Science Data Center for Literature, das seit 2019 durch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg gefördert wird wie auch im Konsortium Text+, das sich im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur um eine Förderung bewirbt.
Aus Literaturkreisläufen werden hier Literaturdatenkreisläufe. Dabei gilt es zum einen, die Datenqualität des aufgenommenen Materials durch entsprechend gründliche Sacherschließung sicherzustellen, zum anderen aber auch, die ›datafication‹ der Literatur für die Forschung zu nutzen. Das DLA setzt Methoden der computationellen Textanalyse vor diesem Hintergrund derzeit u.a. im Rahmen des Projektes ›Transatlantischer Bücherverkehr‹ (Verbund Marbach Weimar Wolfenbüttel; verantwortlich: Stefanie Hundehege, Sarah Gaber, Ilka Schiele, Stefanie Höpfner) ein. Hier geht es darum, die Forschung zur Provenienz von Büchern aus jüdischem Besitz mit Hilfe digitaler Mittel nachzuverfolgen. Im Rahmen des Science Data Center for Literature hingegen steht die Entwicklung von Literatur unter den Bedingungen ihrer digitalen Reproduzierbarkeit im Mittelpunkt des Interesses.
Eine weitere Facette stellt die Fallstudie ›Archivierung, Erschließung und Erforschung von Born-digitals‹ dar (Verbund Marbach Weimar Wolfenbüttel; verantwortlich: Dîlan Canan Çakir), die sich auf paradigmatische digitale Nachlässe und Sammelobjekte richtet, darunter das digitale literarische Medium Computerspiel und der digitale Autorennachlass des Medienwissenschaftlers Friedrich Kittler. Mit der Tagung ›Games & Literatur. Zur Literarizität, Erforschung, Sammlung und Archivierung von Computerspielen‹ (in Verbindung mit der European Federation of Games Archives, Museums and Preservation Projects, DIGAREC - Zentrum für Computerspielforschung der Universität Potsdam, dem Computerspielmuseum Berlin und der Stiftung Digitale Spielekultur, 28.–30. Juni 2023) wird über Aspekte der Erforschung von Literatur und Computerspielen sowie des Sammelns, Archivierens und Ausstellens derselben reflektiert.
Darüber hinaus findet in Weimar im Frühjahr unter der Ägide des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel die Tagung ›Digital ist besser? Sammlungsforschung im digitalen Zeitalter‹ statt, die nach den Zielen, Wirkungsweisen, Potenziale und Grenzen der digitalen Sammlungsforschung und -präsentation fragt. Im August tagt im DLA die internationale Sommerschule des Forschungsverbunds ›Literaturdaten und digitale Literatur‹ in Kooperation mit dem Forschungsprojekt ›textklang‹. Die Sommerschule bietet Doktorandinnen und Doktoranden aus verschiedenen Disziplinen einen Rahmen, um explorativ das Potential digitaler Ansätze für eigene Forschungsfragen auszuloten und mit internationalen Expertinnen und Experten zu diskutieren.
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